Im
Stadtmagazin Tip erscheint ein Artikel der Tipautorin Claudia Wiegand. Sie ist mit Blick auf den Franckepark aufgewachsen und Tochter einer meiner Zeitzeuginnen, die in der Theodor Francke Strasse wohnt. Auch sie legt grossen Wert auf den ERhalt der Damwildherde, wie sie mir am Telefon sagte.
Theodor-Francke Park
Wo noch Hirsche brünstig rufen Von röhrenden Hirschen geweckt werden
– das gibt es mitten in der Stadt, in Tempelhof. Gemeint ist keineswegs der Ikea-Elch: In den Tiefen des Francke-Parks verbirgt sich ein großes Rehgehege mit Damwild.
Direkt hinter dem Rathaus Tempelhof und einem Häuserdurchgang am Ende einer vom Tempelhofer Damm abgehenden Sackgasse versteckt sich einer der schönsten, weil unbekanntesten Parks Berlins: der Francke-Park, benannt nach seinem Erbauer Theodor Francke. Wie andere Industrielle des 19. Jahrhunderts konnte er sich mit selbstgewonnenem Importreichtum städtebaulich in Berlin austoben und errichtete sich und seiner Familie 1875 einen großen Privatpark auf dem Gelände, das er ursprünglich als Elfenbeinlager genutzt hatte. Für den Entwurf soll der erste Berliner Gartendirektor Gustav Meyer zuständig gewesen sein, dazugezogen wurden Bildhauer, Springbrunnenspezialisten, Zoologen und Gartenkünstler.
Anwohner blicken heute auf ein Rosenbeet, das früher eine Ziegenbockstatue mit Brunnen als Mittelpunkt hatte. Nach dem Krieg wurde diese durch ein modernistisches Eulenmonster ersetzt, das Schweinwerferlichter der in der Sackgasse wendenden Wagen nachts schon mal mit großen Augen gespenstisch reflektiert. Zu beiden Seiten des Rosenbeets führen steinerne Stufen in große Wiesenanlagen, auf denen sich Francke für seine Familie Rodelhügel errichten ließ, über die sich im Winter nun Kinder der Nachbarschaft freuen.
Überquert man die Wiesen talwärts – kaum ein anderer Berliner Park hat eine solch tiefe Talsenke –, führt der Weg an beliebten Spielplätzen vorbei zu einem großen Rehgehege, in dem Damwild sich frei um einen kleinen Tümpel bewegen kann. Die Riesenpfütze war vor langer Zeit mal als „Krummer Pfuhl“ ein beliebter Badesee. In den 20er Jahren und später noch gab es eine große Tanzfläche, eine Fasanerei und ein exotisches Vogelhaus. Der Hausdurchgang zum Park in der Theodor-Francke-Straße hatte früher ein Tor, das von einem Nachtwächter abgeschlossen wurde.
Text: Claudia Wiegand
Grillen: Per se nicht erlaubt, mobil aber – mit nötiger Vorsicht – möglich.
Spiel & Sport: Reichlich Sportmöglichkeiten auf großen Wiesen und einem kleinen Bolzplatz. Hallenschwimm-Stadtbad und Bezirksbibliothek in der Götzstraße grenzen an sowie die Grundschule Paul-Simmel mit Verkehrsgarten und Klettergerüst.
Essen & Trinken: Seitdem das Parkcafé mit Kaffeegarten in den 50er Jahren schloss, nicht im Park, aber reichlich drumherum vorhanden.
Schönster Platz Versteckte und umrankte Aussichtsplattform mit Blick ins Rehgehege und kleiner Arkadengarten mit hübschen Statuen gegenüber dem Wenckebachkrankenhaus (Albrechtstraße).
Sauberkeit: Leider in den letzten Jahren vom Bezirk verwahrlost worden – Graffiti und Müllberge direkt hinter dem Rathaus/Bezirksamt Tempelhof sind peinlich. Auch gegen Betrunkene im Rosenbeet wird zu wenig getan.
Besser nicht: Hunde sind am Rehgehege nicht erlaubt. Beim Füttern der Rehe auf erlaubte Lebensmittel achten.
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