1942 bis 1960
Der Blick auf die Waldkulisse vom westlichen Gestade und auch vom Höhenweg abwärts ins Damwildtal, der scheint heutzutage beeindruckend.
Dieser muss den Blick vom Beltwalk und S-förmigen Wegen auf den See mit jeweils wechselnden Bildern und Baumkulisse ersetzen.
Das Spiegelbild war damals jeweils einkalkuliert. Man blickte nicht von der Insel sondern auf die Insel im westlichen Teil des Pfuhls. Staffagebauten gehörten zusätzlich
zum Landschaftspark-Konzept. Diese haben sich nicht erhalten und so ist das Bild nicht genau rekonstruierbar.So kann man nur vermuten, dass die vorhandenen Wiesenflächen keine eigentlichen Wiesen, sondern abgegrenzte
gepflegte Rasenflächen waren, denn der Rasenmäher war schon lange erfunden (ca. seit 1830) , so dass ein Park mit echter Landschaft schon lange nicht mehr
geschaffen wurde. Das Konzept war in der zweiten Hälfte des 19. Jh. durch Baumkulissen und Buschwerk begrenzte Räume anzulegen,
die von der herannahenden Stadt teils richtiggehende überrollt wurden oder als öffentliche Flächen meist reduziert und umgeformt ( bis heute) überlebten .
Für viele Gärten gilt aber auch heute noch das Goethe Wort „Hier ist’s itzt unendlich schön“( So in :Die unaufhörliche Gartenlust.2006 S. 236) Dieses charakterisiert auch "unseren" Franckepark, finde ich.
Bereits Rudolf Fischer nahm der Park als Zeitzeuge seiner Entstehung unter seine Fittiche und auch die anderen entscheidenden Personen hatten selbstverständlich den Park früher schon betreten. Fischer als Planer konnte sich etwas weiter südlich wie Francke fühlen, denn da hatte er auch eine Pfuhl ( Eckernpfuhl) und Gelände drumherum plus einige alte Bäume in einen Park zu verwandeln. Er löste beide Aufgaben ähnlich, indem er Sportanlagen integrierte.
Seit 1942 wurde "sein" Francke-Park durch Kriegseinwirkung massiv gestört. Das Böckchen wurde abmontiert, das Sporthaus brannte ab,
Und er selbst starb sogar in diesem Jahr. Die Russen kamen.
Die Geschichte wurde wieder umgeschrieben. Nach Kriegsende rodelte die Tempelhofer Jugend
nicht mehr gut behütet bzw. kontrolliert die Rodelbahn hinunter, sondern bevorzugte die Todesbahn bzw. die Knochenbahn. vom Kanonenberg abwärts. Selbst Stolperdrähte
konnten niemanden davon abhalten, Trampelpfade durch den Park zu anzulegen und die Rasenflächen zu betreten. Das Volk war renitent geworden. Der Stadtrat
Gerdsmeyer dagegen war für die Tiermenagerie begeistert und liess seine Amtsleiter entsprechend planen. In den 80er Jahren noch gab
es im Zeichensaal über 10 Arbeitsplätze für Planer. Heute wird allgemein zurückgeplant, d.h. Inseln zurückgebaut, Bänke
( ob es sich um englische Liegen oder die Rokokobänke der achziger Jahre im Alten Park handelt) unwiderbringlich weggeschmissen. Man spart Elemente des Parks wieder ein, die in den achziger Jahren in mutigem Zugriff und in lauterer Absicht, alte Zeiten zu rekonstruieren oder neu zu schöpfen entstanden waren. In den achtziger Jahren war der Abweg nördlich vom Rosenhügel herab verloren gegangen, weil das Amt eben nicht vom Damwild lassen wollte und es so intensiv schütze, dass der ganze Park nun einen anderen Charakter bekam. Die Bäume innerhalb des Gitters ( siehe Kuphalt Liste) waren nicht mehr integriert.Die Gehölze der Buchen Eschen Eichen Linden sowie Kastanien des Ostteils, des sogenannten Dunstlochs wurde mit Rodhodendren Farnen und Pontischen Azaleen unterpflanzt, welches einen ganz zauberhaften Effekt hat. Die Voliere am Eingang Templerzeile hielt sich auch noch lange und wird gerne erinnert, aber dann fiel auch sie einer Brandstiftung zum Ofper
Eine gewisse Willensanstrengung, bzw viel guter Wille und eine gute Einbildungskraft ist heute notwendig um sich in eine Harzlandschaft versetzt zu fühlen. ( wie Bystrich Dagmar noch 1960er Jahre)
Nachdem die Siedlung Märkische Scholle gebaut war, bot man den Mietern die Möglichkeit die Rückkehr in die Siedlung als Bergwanderung zu erleben, denn ein Alpinum wurde als Erlebnislandschaft zum Ausgangsbereich hin angelegt. Die Anhöhe des Kanonenberges hatte um 1890 eine Schutzhütte, der Weg zum Nordteil wurde Anfang der achtziger Jahre von Felsen gesäumt. Die Steigungswinkel allerdings orientierte sich nicht an alpinen Pfaden, sondern recht prosaisch an den Möglichkeiten von Rollstuhlfahrern sowie Gartenamtsfahrzeugen. Auf gleicher Höhe mit den Häusern befand sich seit 1928 der Tanzplatz, rund gefasst, abwärts gingen die Mädchenklassen der Luise Henriette Schule zum Gymnastiktreiben. Vorher zogen sie sich um im Sporthäuschen. ( Dr.Delius: Neü Sporthäuser in Berlin-Tempelhof, In: Bauamt und Gemeindebau, 14. 1932, S.36-37)Anschliessend sassen die Mütter mit ihren kleinen Kindern auf den Bänken des Spielplatzes. Die deutsche „Mutter mit ihrem ersten Kind“ war hier gut aufgehoben. Am Nachmittag war ein Schwatz mit den Nachbarinnen, Freundinnen oder Verwandten in der“ Erfrischungsterrasse“ möglich. Im Frühling sass man unter blühenden Apfelbäumen. Den eigenen Obstbaum erntete man im Idealfall auf gepachteter Scholle in der Kolonie Feldblume ab. Den Baum lieferte wie eh und je die Tempelhofer Baumschule, Eingang am „dunklen Weg“ an den Pappeln. Die Baumschulbesitzer, die Gebrüder Leven, kannten die dendrologischen Spezialitäten des Theodor Francke noch genau. Dass sogar der Baür Lehne, sich Gutsbesitzer genannt hatte und von der Raritätenmode hatte anstecken lassen, war nun kein Vorbild mehr. Denn Reichtum bzw die Frage : „Was mache ich mit meinem vielen Geld ?“ war kein Thema mehr. Armut grassierte. Biederkeit gegen Kapitalismus. Die Masse wurde bedacht, Individualität war politisch komplett aus der Mode. Als man versuchte, diese kleine heile Welt zwangsweise in Polen einzuführen, und jeden, der nicht mittun wollte zu eliminieren, wurde der Park zerstört,ein Symbol, obwohl man - nach dem Eindruck der Verfasserin - sowohl den Gartenamtsleiter Fischer als auch das Böckchen opferte. Nach dem Krieg taten sein Nachfolger so, als ob man nur auf die Trümmer gewartet hätte, um endlich den Park noch schöner zu gestalten , „Davon geht die Welt nicht unter“ blieb die Devise und unverdrossen plante er auf dem nördlichen Teil Trümmeranschüttungen ein Teehaus; welches dann aber den Bereich der Phantasie nie verliess. Auf Anregung von Tempelhofer Jägern im Verein mit dem Direktor des Berliner Zoologischen Gartens in der umzingelten Stadt wurden im Park Tiere gehegt. Vögel Schafe Damwild. Das Alpinum der Obstgarten der Tanzplatz das Sporthäuschen der Kaffeeausschank blieben perdu. Und der "arme" Hermann Guhl versuchte seit den siebziger Jahren mit unzureichenden Mitteln aufzubauen, was nicht wieder aufzubauen war. Einen Plan gab es nun nicht mehr.
Im Viktoriapark grüßte ein „Kreuz des deutschen Ostens“ und auf der Marienhöhe brannte ein weithin sichtbares Feür zum Tage der deutschen Einheit. Im alten Park mahnte ein von Stacheldraht umwickelter Denkstein an die Gefangenen in Russland.
Heute: auf der Bank im von Guhl erdachten Rododendron-Garten sitzen Jugendliche rauchend. Als ob sie schon etwas zu vergessen hätten.
Eine Frau aus Bromberg pflegt den Park als Gartenarbeiterin, ein Italiener sorgt sich um die Tiere und das Amt schaut zu.