[AuszugsweiseTranskription einer Fotokopie der Akte aus dem Bundesarchiv]
[Signatur R22(Reichsjustizministerium) 2182 bzw R22 3001]

Vertraulich [hs. Zusatz] Bericht über die Dienstreise in die Landesbauernschaft Danzig Westpreussen und in den Regierungsbezirk Zichenau (LBsch. Ostpreussen), vom 25. bis 28.9.1940
Erstattet von Oberlandwirtschaftsrat Dellian
[Bitte beachten Sie: Ausführliche Anmerkungen, besonders zu den wichtigsten Personen folgen in Kürze]
A. Zweck der Reise
Die Reise bildete den 2. Teil einer im Auftrage des Staatssekretärs im Reichsjustizministerium Dr. Freisler durchgeführten Prüfung der Voraussetzungen und Bedingungen für die Einführung des Reichserbhofgesetzes in den neuen Ostgebieten. Ihr ging voran eine Bereisung des Reichsgaues Wartheland in der Zeit vom 16. bis 21. 6. 1940. Über diese hat Erbhofgerichtspräsident Dr. Hopp einen ausführlichen Bericht erstattet. Abschrift dieses Berichts haben das Reichsernährungsministerium und das Verwaltungsamt des Reichsbauernführers erhalten. Die Eindrücke und Beobachtungen der zweiten Dienstreise decken sich weitgehend mit den Schilderungen und Feststellungen im Reisebericht von Erbhofgerichtesrat Dr. Hopp. Um Wiederholungen zu vermeiden, wird insoweit auf diesen Bericht verwiesen. Wesentliche Abweichungen ergeben sich nur hinsichtlich der Behandlung der Volkstumsfrage und damit zusammenhängend der Technik der erstmaligen Erfassung der Erbhöfe im Anlegungsverfahren.

B. Teilnehmer und Organisation der Reise Von den Berliner Dienststellen nehmen, wie an der ersten Reise teil:
für das Reichsjustizministerium Erbhofgerichtsrat Dr. Hopp
2.) für das Reichsernährungsministerium Dr. Johae, OReg.Rat
3.) für das Verwaltungsamt des Reichsbauernführer (H)HA IOberlandwirtschaftsrat Dellian

Die technische Vorbereitung und Durchführung der Reise lag bei der LBsch.Danzig Westpreussen und Ostpreussen. Beide LBsch haben ihre Aufgabe vorbildlich erfüllt. für die LBsch Danzig Westpreussen war verantwortlich der Leiter Landwirtschaftsrat v. Malotki, Leiter der Abteilung I G, für die LBsch Ostpreussen Oberlandwirtschaftsrat Adam, Stabsleiter I. Das Reiseprogramm, an dem sich für ihre Bezirke die zuständigen Kreisbauernführer und auch mehrer Ortsbauernführer beteiligten, konnte dank der ausgezeichneten Vorbereitungen und der Disziplin der beteiligten örtlichen Stellen reibungslos und mit einer angesichts der schwierigen Verkehrsverhältnisse besonders beachtenswerten Pünktlichkeit abgewickelt werden. Man darf hierin einen Hinweis auf den Stand der Aufbauarbeit und der allgemeine organisatorischen Leistungsfähigkeit des Reichsnährstandes in den neuen Ostgebieten erblicken.

Für die Herren der Berliner Dienststellen stellten die Oberlandesgerichte Danzig und (:(Landesgericht ) Thorn je einen Kraftwagen; die Teilnehmer der Landes- und Kreisbauernschaften bedienten sich der Kraftwagen des Reichsnährstandes. Die gesamte Fahrtstrecke betrug etwa 1.700 km.

Die volksdeutschen Bauern, deren Höfe besichtigt wurden, begegneten der Kommission mit einer ausgeprägten Gastfreundschaft. Sie zeigten [gestrichen. Bei diesen Menschen] neben einer offenbar natürlichen Veranlagung zur Gastlichkeit einer herzliche Freude über den Besuch von Volksgenossen [gestrichen deutschen] aus dem Altreich. Ihr Mitteilungsbedürfnis, das naturgemäß weit über den Rahmen der Untersuchung hinausging, geriet in der Regel in Konflikt mit der der Kommission zur Verfügung stehenden Zeit. Es bedurfte meist energischen Eingreifens des für die Einhaltung der Termine verantwortlichen Reiseleiters, um die Aufenthalte auf den einzelnen Höfen zu beenden.

C. Besprechung mit der Landesbauernschaft Danzig-Westpreussen
Das Reiseprogramm begann am 23.9., vormittags 9 Uhr, mit einer Besprechung im kleinen Saal des Danziger Hofes in Danzig. Unter dem Vorsitz des Landesbauernführers Rethel (die führenden Männer von Partei und Staat haben auf Anregung des Reichsstatthalters ihre Familiennamen, die der polnischen Sprache verwandt scheinen, abgeändert, dementsprechend verkürzte der Landesbauernführer seinen bisherigen Familiennamen Rethelski in Rethel) [Anm. über Rethelsburg]

An der Besprechung nahmen teil
Vom Reichsnährstand Hauptabteilungsleiter I Kowalke
Stabsleiter I Ries
I G-Leiter v. Malotki
Sachbearbeiter I G Göckenjahn
[gestrichen Dr.Kuß]
Stabsleiter II Dr. Kuß
II B-Leiter Dr. Herlemann

Von der Justizverwaltung der Präsident des Oberlandesgerichtes Wehler
Der Vorsitzende des Erbhofgerichts Danzig [hs. Zusatz Sen. Prof. ]Beuermann
Oberlandesgerichtsrat Dr. Greif,
von der Partei Langrock, Lehrer an der Adolf Hitler Schule in Danzig

Der Landesbauernführer eröffnete die Besprechung mit dem Hinweis, dass er es begrüße, wenn sich die Berliner Dienststellen an Ort und Stelle informieren, bevor eine Entscheidung über die Einführung des Reichserbhofrechts in seiner Landesbauernschaft gefällt werde. Die Einführung des Erbhofrechts hänge entschieden von der Behandlung der Volkstumsfrage ab, die noch ungeklärt sei. Bei dieser Gelegenheit wolle er auch zum Ausdruck bringen, dass die Landesbauernschaft dringend die Verordnung zur Sicherung der Landbewirtschaftung benötige und Bestimmungen über die Auflösung der Fiedeikommisse. Als Beispielfall, der der Landesbauernschaft besondere Schwierigkeiten bereite, führte er die Sache Graf v. A l v e n s l e b e n an.

Erbhofgerichtsrat Dr. H o p p bestätigte dem Landesbauernführer in einer kurzen Antwort, in der er auch den Dank für die Ermöglichung dieser Reise zum Ausdruck brachte, dass die Kommission nicht mit fertigen Plänen komme, sondern um Entscheidungen vom "Grünen Tisch" aus zu vermeiden, nur Erfahrungen und Material sammeln wolle. Diese Methode habe sich bei den bisherigen Rechtseinführungen (Ostmark, sudetendeutsche Gebiete) sehr bewährt und bei der Bereisung der Landesbauernschaft Wartheland auch bereits sehr aufschlussreiche Ergebnisse gebracht.

I G_ Leiter Landwirtschaftsrat v. M a l o t k i, sprach hierauf im Auftrage des Landesbauernführers die dringende Bitte aus, dass die Teile der Reichsgaues, die und de Landesbauernschaft, die jetzt noch zu außerordentlich entfernt gelegenen Erbhofgericht Celle gehören, dem Erbhofgericht Danzig einverleibt werden. Dies würde der Landesbauernschaft ihre Arbeit erheblich erleichtern und der Festigung der neuen Verwaltungseinheit Danzig Westpreussen dienen. Ein zwingender Grund, die schon früher als sehr umständlich empfundene Zuständigkeit des Landeserbhofgerichts Celle für diese Gebiete aufrechtzuerhalten, sei nicht ersichtlich, weil jetzt das Erbhofgericht Danzig, das vordem auf dem ehemaligen Freistaat Danzig beschränkt gewesen sei, as 2. Instanz zur Verfügung stehe.

Hierauf referierte Stabsleiter I Ries in einem ½ stündigen Vortrag über die Geschichte des Reichsgaues Danzig Westpreussen unter besonderer Berücksichtigung der Tätigkeit [sic!] des deutschen Ritterordens und der Bodenordnung. Er betonte dabei, dass das Reicherbhofgesetz [gestrichen gericht] im Reichsgau Danzig Westpreussen eine Rechtsüberlieferung vorfinde, die sich weitgehend mit den Rechtsgrundsätzen des REG [d.i. Reichserbhofgesetz] decke; darum werde die Einführung des Reichserbhofrechts, ähnlich wie in den andren Gebieten mit geschlossener Besitzvererbung, wirtschaftlich und psychologisch keine besondere Schwierigkeiten bereiten. Er überreichte den Mitgliedern der Kommission [hs. Zusatz die ] Schriften von Professor Dr. W a l t e r R e c k e (?) oder Reeke "Westpreussen, der Schicksalsraum des Deutschen Ordens"

Anstelle des im Reiseprogramm als Vortragenden vorgesehenen Hauptabteilungsleiters I sprach der Leiter der Adolf Hitler Schule L a n g r o c k über die Volkstumsfrage im Reichsgau Danzig Westpreussen. Der Redner, ein geborener Thüringer, der seit längerer Zeit in Danzig lebt, schilderte vor allem die Methode, die die Polen im Volkstumskampf anwandten. Sie sei außerordentlich klug und raffiniert gewesen. In den Gebieten, in denen die Polen keine ausgesprochene Mehrheit hatten wie in Danzig, sein sie nicht offen, sondern versteckt und getarnt vorgegangen. Die Anhänger seien einzeln geworben und mit allen möglichen materiellen Vorteilen gelockt worden. Ein offenes Bekenntnis zum polnischen Volkstum hätten die Polen in diesen Bezirken von ihren Leuten nicht verlangt. Man könne darum heute nicht davon ausgehen, dass nur die Leute dem polnischen Volkstum zugehören, die vor dem Krieg offen für die polnische Sache eingetreten und die polnische Fahne gezeigt hätten. Die geheimen Polen seien meist die gefährlichsten Elemente. Sie würden sich heute um den deutschen Volkstumsausweis drängen; dies nicht nur aus existenziellen Gründen, sondern in der volkstumspolitischen Absicht, eine möglichst große Zahl geheimer Anhänger des Polentums im Lande zu erhalten, die dann bei geeigneter Gelegenheit eine politische Aktivität für die Wiederaufrichtung des polnischen Staates entfalten könnten. Als Angehöriger des deutschen Volkstums darf daher nur anerkannt werden, wer außer der deutschen Herkunft und Beherrschung der deutschen Sprache den Nachweis liefern könne, dass er sich in der Kampfzeit politisch aktiv zum deutschen Volkstum bekannt habe. Der Redner, dessen Ausführungen und Anschauungen, wie auch persönliche Unterhaltungen mit ihm ergaben, hauptsächlich auf Erfahrungen in der städtischen Bevölkerung Danzigs beruhen, betonte ausdrücklich, dass die Polen mit ihrer Methode der geheimen Mitgliederwerbung und der Bildung einer getarnten polischen Minderheit mein Bauerntum des ehemaligen Freistaates nicht den geringsten Erfolg gehabt haben.

Im Anschluss an das Referat L a n g r o c k entspann sich eine längerer und lebhafte Erörterung über die Praxis der Erteilung des Volkstumsausweises und darüber, ob und inwieweit die jetzt erteilten Volkstumsausweise eine Grundlage für di Einführung des REG mit der Volkstumsklausel bilden könne. Dabei erklärte des Landesbauernführer u.a. Die Volkstumsausweise, die von den Landräten und Kreisleitern ausgestellt werden, bilden zur Zeit die Grundlage für die Entscheidung, ob ein Besitz als polnisch beschlagnahmt werden soll oder nicht. Die Praxis sei nicht einfach und leider vor allem sehr uneinheitlich. Viele der bereits erteilten Volkstumsausweise könnten einer Nachprüfung, die sich weitgehend nach den von Langrock in seinem Referat entwickelten Grundsätzen richten müsse, nicht standhalten. E sehe eine große Gefahr darin, wenn das Reichserbhofgesetz mit der Volkstumsklausel auf der Grundlage des Volkstumsausweises eingeführt werde. Die Einführung des Reichserbhofrechts in der Form, dass die Erbhofeigenschaft erst mit der Eintragung des Hofes in die Erbhöferolle entstehe, beseitige seine Schwierigkeiten und seine schwerwiegenden Bedenken nicht. Die Tatsache dass die Kreisleiter und Landräte, die in der Regel in Personalunion stehen, die Volkstumszugehörigkeit nach sehr verschiedenen Masstäben beurteilen, werde dadurch nicht aus der Welt geschafft. Teilweise würde dabei auch der Bedarf an Arbeitskräften im einzelnen Kreis berücksichtigt, so dass dort, wo dieser Bedarf sehr gross sei,, die Neigung bestehe, bei der Ausstellung des Volkstumsausweises großzügig zu verfahren, zum andren Teil würde der Volkstumsausweis auch maßgeblich unter dem Gesichtspunkt der Eindeutschungsfähigkeit gehandhabt und z.B Personen erteilt, die man jetzt nicht als volkstumszugehörig betrachten könne, die aber nach Auffassung der jeweils zuständigen Stelle im Laufe von einer oder zwei Generationen dem Deutschen Volkstums eingegliedert werden könnten. Die Kaschuben seien nach seiner Auffassung zum größten Teil eindeutschungsfähig, dies aber nur unter der Voraussetzung, dass sie nicht geschlossen in ihrem bisherigen Lebensraum bleiben, sondern über das ganze Reich verstreut werden. Wenn das Reichserbhofrecht in nächster Zeit eingeführt werden wolle – und im Prinzip sei er sehr dafür – so müsste auf alle Fälle die Frage der Volkstumszugehörigkeit in diesem Zusammenhang mit strengeren [gestrichen: stärkeren] Anforderungen geprüft werden, als das jetzt bei der Ausstellung der Volkstumsausweise geschehe. Das lasse sich auch daraus rechtfertigen, dass der Bauernstand eine hervorragende volkstumspolitische Aufgabe in diesem Gau habe. Dabei wolle er aber nicht so weit gehen, das der seiner Herkunft und seiner Sprache nach Volksdeutscher nur dann als Volksdeutscher anerkannt werden könne, wenn er sich aktiv politisch beteiligt habe, man würde dabei manchem volksdeutschen Bauern wehe tun, der sich politisch nach keiner Richtung hin exponiert habe, aber in seiner Sprache und Gesittung dem deutschen Volkstum treu geblieben sei. Man müsse beachten, dass der Bauer seiner Natur nach nicht in dem maße wie der Städter zu aktivistisch politischer Tätigkeit neige, ein Erfahrung, die wohl auch im Altreich im Rahmen des nationalsozialistischen Kampfes um die Macht zutage getreten sei. Vor kurzer Zeit habe Professor G ü n t h e r eine Woche lang die volkstumspolitischen Verhältnisse in diesem Gau studiert und dem Gauleiter Bericht erstattet. Über das Ergebnis dieser Studienreise sei ihm nichts bekannt geworden. Gegen die Einführung des Erbhofrechts spreche - abgesehen von der ungeklärten Volkstumsfrage – die Tatsache, dass die Besitzverhältnisse noch sehr in Bewegung seien und noch längere Zeit in Bewegung bleiben würden, solange könnte sich nach seiner Auffassung das REG als Hemmnis für die erforderlichen und geplanten Umsiedlungsmaßnahmen erweisen. Andererseits anerkenn er aber auch, dass eine beachtliche Zahl von objektiv und subjektiv erbhoffähigen Besitzungen, deren Eigentümer auch in volkstumspolitischer Hinsicht völlig einwandfrei seien und deren Umsiedlung nicht in Frage komme, je eher umso besser vom Reichserbhofgesetz erfasst würden. Es komme also alles darauf an, eine Methode für die Einführung des Reichserbhofrechts zu finden, die es für eine kürzere oder längerer Übergangszeit ermögliche, von der erbhofrechtlichen Erfassung der Besitzungen anzusehen, deren Eigentümer in volkstumspolitischer Einsicht zu Zweifeln keinen Anlass geben oder kurz vor der Umsiedlung stünden. Selbst wenn man der Auffassung sei, dass die erbhofrechtlichen Änderung seines Besitzes der Umsiedlung der Sippe im Rahmen der Umsiedlungspläne nicht im Wege stehe, doch sei es doch aus rein verwaltungsmässigen Gründen unzweckmäßig, heute ein Verfahren zur Feststellung der Erbhofeigenschaft eines Besitzes durchzuführen, der schon in mehreren Wochen aufgelöst würde.

Praktisch laufen diese Gedankengänge des Landesbauernführers auf eine schon zu Beginn der Reise im Wartheland erörterte, aber dann nicht mehr weiter verfolgte Methode für das Anlageverfahren hinaus. Danach sollen die objektiv und subjektiv erbhoffähigen Besitzungen [gestrichen: sei es von Amts wegen oder aus Antrag des Eigentümers oder sonstiger Beteiligter] – nur dann ins Erbhofrecht aufgenommen werden, wenn eine behördliche Stelle (also in erster Linie wohl der Reichsnährstand) [Hier wird die Rolle des RNSt für wichtig erachtet] einen entsprechenden Antrag stellt. Die Ausübung des Antragsrechts müsste im freien pflichtgemäßen Verwaltungsermessen dieser Behörde stehen und einer richterlichen Nachprüfung nicht unterliegen.

Mit besonderem Nachdruck setzte sich für diese Lösung in der Diskussion und auch anlässlich einer am Abend des gleichen Tages zu diesem Thema geführte Aussprache der Präsident des Oberlandesgerichts, Wohler, ein. Nach seiner Auffassung seien bei der Ausstellung des Volkstumsausweises außerordentlich viele Fehlentscheidungen getroffen worden, zum Teil würden sich die wirklichen Volksdeutschen, die sich in der Kampfzeit die Sache der Deutschtums vertreten haben, bereits seigern, das Volkstumsabzeichen, das vielen Unwürdigen erteilt worden sei, zu tragen. Das Reichserbhofrecht könne nach seiner Auffassung in nächster Zeit nur dazu eingeführt werden, wenn Kreis – und Landesbauernführer das ausschließliche Präsentierrecht hätten, das sie nach freiem pflichtgemäßen Ermessen handhaben können und [hs. Zusatz wenn] der Eigentümer [gestrichen : und der Eigentümer] und sonstige Beteiligte bis auf weiteres keine Möglichkeit haben, die Feststellung der Erbhofeigenschaft eines Besitzes gerichtlich zu betreiben. Nur dieses Verfahren gewährleistet die nach den besonderen Verhältnissen den Ostgebiete [hs. Zusatz: die] für eine gewisse Übergangszeit erforderliche Bewegungsfreiheit. Es ermögliche vor allem, auf eine gewisse Zeit die volkstumspolitisch zweifelhaften Fälle zurückzustellen und abzuwarten, ob und wie sich die betreffenden Sippen bewähren und in die Neuordnung eingliedern.

Anschließend an diese Besprechung gab Abteilungsleiter II B Dr. H e r l e m a n n einen Überblick über die Besitzverhältnisse im Reichsgau Danzig Westpreussen. Das den Vortrag zugrunde liegende Zahlenmaterial ist in der Broschüre der Landesbauernschaft "Entwicklung und Stand der Landesbauernschaft im Reichsgau Danzig Westpreussen" (1940) zusammengefasst, die den Mitgliedern der Kommission überreicht wurde. Nach dem vorläufigen Zählungen kommen im Reichsgau Danzig-Westpreussen [hs. Zusatz: und Reg.Bez.Zichenau] etwa 5.000 bis 6.000 volksdeutsche Betriebe als Erbhöfe in Betracht. Auf schlechteren Böden muss nach Auffassung des Vortragenden die Ackernahrung mindestens 30 ha umfassen. Für schlechtesten Boden ist im allgemeinen die Aufforstung vorgesehen. In den Jahren vor dem polnischen Feldzug zeigte sich schon eine starke Abwanderung der jungen Volksdeutschen, die keine Aufstiegsmöglichkeit sahen, so dass zum teil auf den Höfen nur noch die alte Generation sitzt .Die Verhältnisse sind nach dem Ende des polnischen Feldzuges in diese Hinsicht noch nicht besser geworden. Die Verschuldung ist im allgemeinen nicht übermäßig. Den Hauptteil bilden Verwandtenschulden, die jetzt vereinzelt geltend gemacht werden. Der Investitionsbedarf ist auch bei den nicht kriegsgeschädigten Betrieben sehr erheblich. Ergänzend bemerkte der Landesbauernführer, dass eine Reihe der besonders stark von der politischen Agrarreform erfassten Großbetriebe in der heutigen Form zum Teil nicht nachhaltig lebensfähig seien. Diese Verhältnisse müssten besonders auch im Zulassungsverfahren nach § 5 REG mit Sorgfalt geprüft werden Besichtigungsreise in die Kreisbauernschaften.

I Kreisbauernschaft Neustadt
Teilnehmer Kreisbauernführer K o p p e r
Vorsitzender des Erbhofgerichts Danzig B e u e r m a n n
Oberlandesgerichtsrat D r G r e i f
Hauptabteilungsleiter I K o w a l k e
Landwirtschaftsrat v o n M a l o t k i

Die Kreisbauernschaft zählt etwa 200 volksdeutsche Betriebe in Ackernahrungsgröße. Die Öxhöfter Kämpe, nördlich Gotenhafen, hat unter den Kriegshandlugen schwer gelitten. Als Vordringlichstes scheint hier, den örtliche Stellen der Wiederaufbau der Gehöfte und die Zusammenlegung der Betriebe zu existenzfähigen Bauernhöfen. Die Pläne sind bereits weitgehend fertig gestellt. Es wird darüber Klage geführt, das die Aufbauarbeiten sehr schleppend vor sich gehen. Es gehe nicht immer am Material. Zum Teil würde die Baugenehmigung nicht gegeben, obwohl Material und entsprechende Arbeitskräfte vorhanden seien.
Ein eindrucksvolles Bild alter und gesunder volksdeutscher Siedler bot die Besichtigung der volksdeutschen Siedlung Karwenbruch im nördlichen Teil der Kreisbauernschaft. Dieses verkehrsabgelegene Dorf ostfriesischer Bauern wurde im Jahre 1599 gegründet, nicht zuletzt dank seiner verkehrsmäßig schwer zugänglichen Lage hat es den ursprünglichen Charakter fast völlig rein erhalten. Mit Ausnahme von 2 Familien ist das ganze Dorf evangelisch. Bezeichnenderweise bekennen sich die 2 katholischen Familien zum polnischen Volkstum Sie haben auch den Volkstumsausweis nicht erhalten Die Festestellung der Volkstumszugehörigkeit im Zusammenhang mit der Einführung des Erbhofrechts bietet hier nicht die geringsten Schwierigkeiten. Die Verhältnisse liegen für die ganze Dorfgemeinschaft völlig klar. Das Dorf kann ohne besondere rechtliche und tatsächliche Schwierigkeiten ohne weiteres erbhofrechtlich erfasst werden. Mit dem seit der Befreiung geltenden Preisen der landwirtschaftlichen Produkte sind die Leute zufrieden.
Die Betriebe leiden nur noch unter den durch die Polen verursachten Viehverlusten. Finanziell sind die Betriebe durchwegs in Ordnung: Die wesentlichen Schulden bestehen in Verwandtenschulden. Die Höfe werden bei der Übergabe in der Regel mäßig bewertet. In früheren Jahren waren im Dorf überhaupt keine polnischen Arbeitskräfte beschäftig. Der Bauer Hoge, dessen Betrieb und Familienverhältnisse untersucht wurden, bemerkte dazu etwas pessimistisch, früher hätte sich das Dorf entschieden gewehrt polnische Arbeitskräfte zu beschäftigen, heute aber müsste es sich notgedrungen polnischer Landarbeiter bedienen. Die Familie H o g e machte rassisch[RASSISMUS-ISSUE] und allgemein menschlich einen ausgezeichneten Eindruck. Hoge besitzt 160 Morgen , auf denen er zur Zeit 4 Pferde und 6 Kümlhe hält ( vor dem polnischen Feldzug hatte er 12 ühe ). Ein Drittel des Landes ist Ackerland.Von 11 lebend geborenen Kindern [GEBURTENRATE] sind noch acht am Leben. Die Kinder die zum Teil noch bei den Eltern leben, sind kräftig gewachsen, körperlich gesund und sehr ordentlich erzogen. Hoge hat den Besitz 1912 mit einer Auszahlung von 9.000 RM für seine Geschwister und einem Altenteil mit einem Jahreswert von 400, - RM übernommen. Auf die 9.000 RM, die mit 4 % verzinslich sind, konnte Hoge bis zum heutigen Tage noch keine Abzahlung leisten. Die Gläubiger, seine Geschwister, drängen mit Rücksicht auf seinen Kinderreichtum nicht auf Bezahlung. Der Kreisbauernführer schätzte, um einen Vergleich für die Höhe der Abfindungssumme zu finden den heutigen Verkaufswert des Betriebes auf etwa 45.000 RM Als Muster eines von der polnischen Agrarreform erfassten Großbetriebes wurde das Gut Krokow im nördlichen Teil der Landesbauernschaft besichtigt. Der Betrieb umfasste vor der Agrarreform 10.000 Morgen durch die Agrarreform wurden im 4.000 Morgen abgenommen. Der jetzige Besitzstand beträgt 6.000 Morgen, davon 3.000 Morgen Wald. Die polnischen Siedler sind noch nicht Eigentümer des Landes. Das Land ist demnach vermutlich polnisches Staatseigentum gewesen. Auf dem Gut werden 60 Arbeiterfamilien beschäftigt. Diese waren bis vor dem Polenfeldzug alle deutsch. Es handelte sich nach der Auskunft des Gutsherren um Familien ursprünglich kaschubischer Herkunft, die aber vor mehreren Generationen mit den Vorfahren des Gutsherren zum evangelische Glauben übergetreten sind, seitdem deutsch sprechen und sich so sehr als Deutsche fühlen, dass sie an ihre kaschubische Abstammung nur ungern erinnert werden. Seit dem polnischen Feldzug hat sich der Betrieb genötigt gesehen, polnische Arbeitskräfte einzustellen, da die alten deutschen Familien in die verschiedensten Berufe abwanderten. Post Eisenbahn, Polizei Angestellte in städtischen Diensten usw. Der Gutsherr wollte sich diesen, zum Teil wohl nur vermeintliche Aufstiegsmöglichkeiten seiner volksdeutschen Arbeiter , die sich ihnen mit dem Umbruch der Verhältnisse eröffneten nicht widersetzen. Heute sind von 60Arbeiterfamilien bereits 40 polnisch. Die deutschen Arbeiterfamilien werden vorwiegend im Hauptgehöft und in der Innenwirtschaft beschäftigt. Anlaß zu Schwierigkeiten und Unfrieden gab nach der Erklärung des Gutsherren der unterschiedliche Tarif für polnische und volksdeutsche Landarbeiter. Das Gut hatte bei einer Grünlandfläche von 1.000 Morgen einen normalen Bestand von 120 Kühen[…………]
Die Besichtigung einzelner polnischer Siedlungen (Poniatowski), die aus dem Gut Krokow gebildet worden sind, und die Unterhaltung mit diesen Siedlern erneuerten den schon bei der Bereisung des Landesbauernschaft Wartheland gewonnen Eindruck: Diese Form der Siedlung ist wohl ebenso artgemäßer Ausdruck des polnischen Volkscharakters wie das Ergebnis einer ganz zielbewussten und folgerichtigen Volkstumspolitik, Die Poniatowski scheinen nach ihrer Größe und Beschaffenheit in einen den Lebensbedürfnissen und der Leistungsfähigkeit der Siedler durchaus angepassten Verhältnis zu stehen. Die polnischen Siedler sind anscheinend – ganz abgehen von ihrer primitiven Bedürfnislosigkeit – ihrer ganzen Persönlichkeit und Veranlagung nach vielfach weder geeignet noch gewillt, einen nur etwas größeren mittelbäuerlichen Betrieb zu organisieren. Diese mehr vegetativen als aktiven Menschen nutzen einen Lebensraum, der ihnen mehr Möglichkeiten bietet als sie Deckung ihrer primitiven Lebensbedarfs, einfach nicht aus. Hierzu fehlt ihnen jede Initiative und Aktivität. Dem Lebensvolumen dieser Menschen genügen offenbar Siedlungen von 20 bis 40 Morgen auf mittlerem Boden als ausreichend.
Der Deutsche, der diese für seine Begriffe mehr als kärglichen und ärmlichen Siedlerstellen betrachtet, ist bei seinem Urteil leicht geneigt, außer Acht zu lassen, dass diese Siedler einen größeren Lebensraum gar nicht ausfüllen können und wollen und dass es sich um eine Rasse ohne jede organisatorische Vitalität handelt. Das Leben dieser Menschen hat einen ausgesprochen pflanzenhaften Charakter. Diese Leute saugen sozusagen gerade soviel Ertrag aus den ihnen zur Verfügung gestellten Böden, als sie zum einfachen Leben brauchen. Was darüber hinaus geht bleibt ungenutzt. Sie entwickeln dabei aber auch einem pflanzenhaften Wachstum nicht unähnliche Zähigkeit und Anpassungsfähigkeit. Ein Schaffensgeist, der über den unmittelbaren Lebensunterhalt hinausstrebt, und ein Leistungswille, der aktiv die Ertragsmöglichkeiten mobilisiert, fehlt ihnen. pflanzenhaft reich und verschwenderisch mutet auch das Wachstum dieser Familien an. In der Erinnerung wimmelt es geradezu von Kindern in diesen kleinen, nicht immer verwahrlosten ärmlichen Wohnstuben und um diese einförmigen Typensiedlungen, die bald vereinsamt und bald zu regellosen Haufen vereinigt, in der weiten Ebenen stehen. Der Kinderreichtum scheint hier mehr das Ergebnis eines planlosen, durch keine bewusste Überlegung geregelten demgemäß aber auch nicht gestörten Trieblebens zu sein, dem jeder Gedanke, was aus den Kindern werden und wie sie ihr Fortkommen finden wollten, völlig fremd ist. Bei der Begegnung mit diesen polnischen Siedlerfamilien stellt sich mit einer gewissen Zwangsläufigkeit immer wieder die Überlegung ein, ob und inwieweit ein Volk, das auch diesen Lebensvorgang mit planender Bewusstheit durchleuchtet, jemals den gleichen Kinderreichtum erreicht, selbst dann wenn es sich hierbei von dem Willen zur Aufrechterhaltung und Hochzucht seiner Art leiten lässt. Keiner der Teilnehmer konnte sich – ganz gleich , wie er zu dieser Siedlungsform stand und wie er diese Menschen beurteilte
–[REISEBERICHT SEMINAR ART]
dem starken Eindruck entziehen , den die fülle des Lebens auf diesen Siedlungen auf jeden ausüben muss, der das Bauerntum vor allem unter bevölkerungspolitischen Gesichtspunkten sieht. Jeder zog wohl einen Vergleich mit den Verhältnissen im Bauerntum im Altreich, wo weithin ein bedenkliches Absinken der Lebenskraft und Wachstumsfreudigkeit festgestellt werden muß.

Die Form der Poniatowski Siedlungen erklärt sich aber auch daraus, dass diese Siedlungstätigkeit in allererster Linie, ja fast ausschliesslich als Mittel im Volkstumskampf benutzt wurde .Ernährungs- und erzeugungswirtschaftliche Gesichtspunkte spielten offensichtlich gegenüber diese volkstumspolitischen Zielsetzung eine völlig untergeordnete Rolle. Es kam den Trägern dieser Siedlungstätigkeit ausschlaggebend nur darauf an, möglichst viele Menschen in das zu polonisierende Land zu setzen und ihnen gerade soviel Lebensraum zu geben, dass sie hier leben und sich fortpflanzen konnten. Die Poniatowskis sind in den polnischen Verhältnissen angepassten Maßen die klassischen Familienwirtschaften mit volkstumspolitischer Zielsetzung.[ DARRÈ-KONZEPT] Das Problem der familienfremden, die volkstumspolitische Zielsetzung der Siedlungen gefährdenden Arbeitskräfte trat bei dieser Siedlungsform überhaupt nicht auf. Dazu kam, dass es den Initiatoren dieser Siedlungstätigkeit auch völlig gleichgültig zu sein schien, ob dieser Siedler sein Land – erzeugungsmäßig gesehen – vom ersten Tag an mit Höchstleistungen bewirtschaftet. Nun scheint es bei dieser in erster Linie volkstumspolitschen Zielsetzung der Siedlungen im Kauf zu nehmen, wenn die Siedlerstelle nur halb ausgenutzt wird, solange die Familie der Siedler nicht groß genug ist, um den ganzen Raum aus eigener Kraft voll auszunutzen. Das bedingte, dass der Siedler zu Bedingungen angesetzt wurde, die ihn nicht vom ersten Jahr an zwangen, auf höchste Erträge hin zu wirtschaften, um die Rente zahlen zu können. Diesem Gebot trug man einerseits durch das System reichlicher Freijahre und andererseits dadurch Rechnung, dass die Siedlungen nur mit dem geringstmöglichen Aufwand an Kapital errichtet wurden. Die Bedürfnislosigkeit und Anpassungsfähigkeit dieser primitiven Siedler erleichterten dieses Verfahren entscheidend.

Der von den örtlichen Stellen immer wieder zum Ausdruck gebrachte Gedanke, dass die Deutschen von den polnischen Methoden des Volkstumskampfes nur lernen könnten, .[ DARRÈ-KONZEPT dürfte auch in dieser Hinsicht fruchtbar sein. Die Polen zeigten mit ihren m(?)aßen durch die Errichtung der Poniatowskis, dass sie den Familienbetrieb als den Kern einer volkstumspolitisch wirksamen Siedlungstätigkeit betrachten. Im Kampf des deutschen Volkstums um die völkische Eroberung der Ostgebiete muss der Familienbetrieb als Kern der künftigen Siedlungsstruktur schon darum mit besonderem Nachdruck herausgestellt werden, weil die Deutschen bei ihrer Siedlungstätigkeit – im Gegensatz zu den Polen – bis auf weiteres eine ausreichende Zahl volksfremder Arbeitskräfte zur Verfügung haben. Es wäre wohl - auf die Dauer gesehen – ein Fehler, bei der Bemessung der Größe der künftigen Höfe, die zwar bequeme, aber volkstumspolitische gefährliche Möglichkeit zu stark in Rechnung zu stellen, polnische Landarbeiter, billige und auch sozial mit geringem Arbeitsaufwand zu haltenden Arbeitskräfte zu beschäftigen. Der volksfremde Landarbeiter konserviert sich und sein Volkstum viel leichter als der volksfremde Industriearbeiter. Eine Siedlungsstruktur in den befreiten Ostgebieten, die die Beschäftigung polnischer Landarbeiterfamilien allgemein zur Voraussetzung hat, lässt außerordentliche gefährliche Lücken in der völkischen Durchdringung dieses Raumes zurück, die sich in entfernter Zeit unter Umständen als entscheidend erweisen können. .[ DARRÈ-KONZEPT(s. 18 u.)
Vor dem Weltkrieg waren hier fast keine polnischen Arbeitskräfte beschäftigt. Durch die Optionsbewegung in den Jahren 1919/1920 wurde das deutsche Element sehr geschwächt. Die Familien haben durchschnittlich 2 bis 3 Kinder; in den vorausgehenden Generationen waren die deutschen Familien noch ausgesprochen kinderreich. Die befragten Bauern führten dieses Absinken der Fruchtbarkeit [GEBURTENRATE] in erster Linie auf die Aussichtslosigkeit zurück, die das Leben der volksdeutschen unter der polnischen Herrschaft bekommen hat. Die Erscheinung der Bauern, ihre bei der Unterhaltung, wenn auch nur vorsichtig zutage tretende Denkart ließ aber erkennen, dass dieser äußere Druck auf einen schon allgemein geschwächten Willen zum Kinde [GEBURTENRATE] eintraf, der weltanschaulich bedingt ist und mit einer zunehmenden, auf wirtschaftlichen Profit gerichteten Einstellung sowie mit einer Verstädterung der Lebensgewohnheiten und der Lebensideale verbunden ist. Bauernfamilien mit einem überdurchschnittlichen Wohlstand scheinen dieser Entwicklung den geringsten inneren und äußeren Widerstand entgegenzusetzen. Die Vertreter der Landesbauernschaft machten anschließen darauf aufmerksam, dass diese Dorf in seiner bäuerlichen Haltung nicht vorbildlich sei und dass man hier den Typ der Subventionsverwöhnten mit berechnender Begehrlichkeit auf staatlichen Zuschuss ausgehenden Bauern finde.

Der Betrieb des Bauern B o d e umfasst 225 Morgen. E […]
Der Betrieb des Bauern S c h a l l h o r n umfasst 120 Morgen [……]
Das Dorf Friedingen [….]
Von den insgesamt 36 Stellen wurden nach dem Weltkrieg 7 zwangsweise liquidiert.2 Siedler gaben ihre Höfe freiwillig auf und wanderten ab. Zur freiwilligen Abwanderung neigten vor allem Leute, deren Stellen zu klein und dürftig ausgelegt worden sind, die also wenige aufzugeben hatten. Die Siedlungen, die in polnische Hände übergingen, sanken in ihrer Leistung bald merklich ab. Die Besichtigung eines dieser Betriebe, auf dem die polnische Familie unter treuhänderischer Aufsicht vorläufig noch wirtschaftet, bestätigte das an einem eindrucksvollen Beispiel. Obwohl dieser Betrieb bodenmäßig die gleich günstigen Bedingungen hat wie beispielsweise der Hof des Bauern Beier und annähernd ebenso groß ist, bot er das Bild einer verwahrlosten, nicht annähernd voll ausgenutzten Wirtschaft, die Gebäude dem Verfall nahe, die Hofställe in Unordnung, kümmerlicher Viehbestand. Bezeichnenderweise war der Eigentümer ein alter in Sprache und Gebärde zigeunerhaft überlebendiger Mann, gerade damit beschäftigt, einen hölzernen Schweinetrog zu schnitzen[RASSISMUS], den er für 2 bis 3 Mark verkauft. Dieser Beschäftigung, der dieser Mann nicht erst in letzter Zeit nachging, sondern auch schon vor dem Sturz des polnischen Regimes, offenbarte einen schreienden Widerspruch zu den Möglichkeiten und eigentlichen Aufgaben, die dieser Betrieb mit 50 Morgen guten Bodens bietet. Der Mann schien der Prototyp einer Rasse mit sehr vegetativer Veranlagung zu sein, die, anstatt planmäßig zu wirtschaften und einen Betrieb zu organisieren, in einem halben Dämmerzustand dahinlebt und ihre Zeit vertändelt.
Zum Vergleich die wirtschaftliche Lage des 57 Morgen großen Hofes des volksdeutschen Bauern Beier: Wohn- und Wirtschaftsgebäude in solider Verfassung: die Wohnräume sauber und mit einem sicheren Sinn für Behaglichkeit eingerichtet. Beachtenswert der außerordentlich hohe Viehbestand 8 Kühe, 4 Zuchtsauen, 3 Mastschweine 15 kleine Mastschweine, 12 Läufer, 17Ferkel, 2 Pferde, 2 Fohlen, 80 bis 100 Hühner. Der Viehstand ruht auf einem intensiven Hackfruchtbau und zum Teil auf Futterzukauf.
Im Dorf herrscht nach den Angaben der Bauern großer Landhunger. Offenbar beschäftigen sich alle im Dorf gebliebenen deutschen Bauern bereits stark mit dem Gedanken, was mit den neun (korrigiert von neuen) polnischen Wirtschaften geschehen werde. Jeder möchte bei dieser Gelegenheit seinen Betrieb vergrößern. Der "Landhunger" scheint hier allgemein weniger objektiv als subjektiv begründet zu sein. Die Bauern sind hier vorwärts strebend und sehr unternehmungsfreudig. Einem Teil dieser Wünsche wird man sicher Rechnung tragen können. Die durchschnittliche Kinderzahl ist 3bis4.In den von der Ansiedlungskommission aus dem ehemaligen Großgrundbesitz geschaffenen Bauernhöfen werden heute 200 Kühe gegenüber 30 vor der Aufsiedlung gehalten.[…] Familie Franke in Gondes[….]

Kreisbauernschaft Schwetz
Teilnehmer . Kreisbauernführer F G r a f K l i n k o w s t r o e m
Ortsbauernführer G o r d o n
Vorsitzender des Kartoffelwirtschaftverbandes M o d r o w
Erbhofgerichtsrat B e u e r m a n n
Stabssleiter II der LBsch. Dr. K u ß
I G-Leiter Landwirtschaftsrat v. M a l o t k i

Im Vordergrund der Aufgaben steht hier der Wiederaufbau der kriegszerstörten Gehöfte. Das Gebiet ha bei der Einkreisungsoperation im Korridor stark gelitten. Zu beiden Seiten der Durchbruchstraßen sind kilometerweise die Bauernhöfe fast völlig zerstört. Es handelt sich hier nicht in erster Linie um Brandschatzungen polnischer Rückzugskolonnen, sondern um ausgesprochene Artillerieschäden. Teilweise verhindert der Mangel an Material den beschleunigten Wiederaufbau, teilweise jedoch – und hierüber wird besonders Klage geführt – wird die Bauerlaubnis nicht erteilt, obwohl Material und Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Der Kreisbauernführer bat um besondere Unterstützung bei seinen Bemühungen, den schwer getroffenen volksdeutschen Bauern ihre Höfe wieder aufzubauen. Diese sind jetzt zum größten Teil als Treuhänder auf polnischen Betrieben beschäftigt. Sie streben aber alle mit allen Kräften in ihre Heimatgehöfte zurück.

Das Gut Laskowitz ist ein durch rücksichtslosen Eingriff der polnischen Agrarreform lebensunfähig gewordener Betriebstorso

[für Astrid] Der gesamte Besitz besteht aus 2 Gütern in der ursprünglichen Größe von 1235 ha und 740 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche.
Die beiden Güter wurden bei der Durchführung der Agrarreform als Einheit behandelt. Das 1235 ha große Gut wurde durch Absiedlung von 1060 ha auf 175 ha verkleinert, das 740 ha große Gut durch Absiedlung von 570 ha auf 170 ha. Beide Besitzungen verfügen zwar noch über 460 und 630 ha Wald. Es handelt sich aber um sehr geringwertige Bestände. Die Hälfte der Wirtschaftsgebäude des Gutes Laskowitz liegt heute unbenutzt und geht dem Verfall entgegen. Die gesamten Einrichtungen des Gutsbetriebes stehen in keinerlei vernünftigem und wirtschaftlichem Verhältnis mehr zu seinem Umfang. Der Gang durch die Wirtschaftsgebäude lässt deutlich erkennen, dass der Hof durch die Absiedlung tötlich getroffen worden ist. Die örtlichen Stellen sind sich einig darüber, dass diese zustand nicht aufrecht erhalten werden kann.
Es bleiben praktisch nur 2 Möglichkeiten: Entweder totaler Abriß und Neuaufbau entsprechend den durch die Agrarreform geschaffenen Besitzverhältnissen oder mindestens teilweise Rückgabe des abgesiedelten Landes an den Eigentümer. Erschwert wird die Lage des Betriebes dadurch, dass die Landentschädigung nur mit 20% in bar und mit 80 % in Obligationen gewährt wurde, die heute wertlos sind. Die Obligationen waren mit 3 ½ bis 4 % vezinslich. Seit 1. Juli 1939 ist die Verzinsung eingestellt. Bis dahin dienten di Zinsen aus den Obligationen, die als betriebsgebunden in Warschau hinterlegt waren, für die Verzinsung der hohen Schulden auf dem Restgut (verwandt werden konnten – [gestrichen]).Die Anlage beigefügter Skizze veranschaulicht die rücksichtslose Zerstörung des Betriebes durch die Absiedlung. Der Kreisbauernführer, der Schwager des Eigentümers, der aber unter ausdrücklichem Hinweis auf diese Beziehung den Eindruck jeder unsachlichen Begünstigung der Familie zu vermeiden suchte, erklärte, dass die unterschiedliche Inanspruchnahme der deutschen Güter für die polnische Agrarreform mit der politschen Haltung der Eigentümer zusammenhinge.Die Familie G o r d o n habe durch ihr offenes Bekenntnis zum Deutschtum die gehässige Aufmerksamkeit der Polen auf sich gezogen

Das durch den Volkstumskampf gezeichnete bittere Schicksal diese Betriebes erhält einen wahrhaft tragischen Charakter dadurch, daß der Eigentümer dem Bromberger Blutsonntag zum Opfer fiel und seine Frau heute allein und , in ihrer Lebenskraft gebrochen, nur vom Rat freundlicher Helfer unterstützt, auf dem mit schwierigsten wirtschaftlichen Verhältnissen ringenden Betrieb lebt.

Der Besuch beim Bauern K o p p e r in Trage, dem Vater des Kreisbauenführer der Kreisbauernschaft Neustadt , vermittelte einen Einblick in die Entwicklung und die Verhältnisse einer Mennonitensiedlung aus dem Jahre 1568. Die Höfe sind 25 bis 50 ha groß Mit Ausnahme von 2 Besitzungen, die nach dem Weltkrieg durch freiwillige Abwanderung in polnische Hände gerieten, erhielten die Volksdeutschen ihren Besitz bis zum heutigen Tage. Die wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse sind im Allgemeinen in Ordnung. Überschuldungsfälle sind Ausnahmen und durch übermäßiges Investitionen im Jahre 1928 und 1929 bedingt. Die Betriebe haben allgemein einen aufgestauten Investitionsbedarf. Zur Zeit der Polenherrschaft konnten keine Maschinen beschafft werden, da die Polen keine hatten und die deutschen Maschinen mit übermäßigen Zöllen belastet waren.

Die Auffassung Koppers, es habe auch sein gutes gehabt, das die volksdeutschen während der Polenherrschaft etwas gehemmt waren in der Modernisierung ihrer Betriebe, steht in eine bezeichnenden Verwandtschaft mit der kreditpolitischen Grundhaltung der Erbhofordnung. Bis zum Weltkrieg waren im Dorf keine polnischen Arbeitskräfte beschäftigt. Die Optionsbewegung nach dm Weltkrieg führte zu einer Abwanderung deutscher Arbeitskräfte. Heute sind die familienfremden Arbeitskräfte ausschließlich Polen. Die Höfe wurden seit jeher geschlossen übergeben. Die Altbauern blieben vor dem Weltkrieg in der Regel nicht auf den Höfen, sondern zogen als Rentner nach Graudenz. Das war ihnen damals möglich, weil auf den Höfen vor der Inflation im allgemeine erhebliche Sparkapitalien waren. Die Abfindungen der weichenden Kinder wurden durch die Landschaft finanziert (Landesbauernschaft). Früher hatten die Familien im Durchschnitt 6 bis 8, heute nur noch 3 bis 4 Kinder[GEBURTENRATE]. Der Kinderreichtum der früheren Generation wurde durch große Kindersterblichkeit aufgezehrt.

[ Die ganze reise hat starken Seminarcharakter, quasi eine Forschungsreise ]Das Dorfbild ist, wie in der Regel bei den alten volksdeutschen Siedlungen des Ostens, von einer eindrucksvollen Eigenständigkeit und Individualität. Meist einfache, aber feste Holzbauten aus Schanzwerk mit durchdachter Raumeinteilung und behaglicher Wohnraumgestaltung, stehen die einzelnen Wohnhäuser mit den Wirtschaftgebäuden unter einem starken und sauber gehaltenen Stroh- oder Rohrdach, untermischt mit neuen Bauformen; alle aber mit einer wohl gepflegten Vorgarten versehen und dahinter mit einem kleinen Obst- und Gemüsegarten. Die Geschichte des Dorfes ist gekennzeichnet durch das ständige Ringen mit dem Weichselstrom, in dessen Niederungen es liegt. Mächtige Dammbauten längs der Weichsel schützen die Siedlung, deren Geschichte von mehreren verheerenden Dammeinbrüchen zu erzählen weiß. Der Weichseldamm ist das Ergebnis einer großen Gemeinschaftsleistung. Er erscheint in der Geschichte dieses Dorfes als ein das Gemeinschaftsbewusstsein ständig erhaltendes und belegendes Element. Vernachlässigt Deiche wurden auf Kosten der säumigen Anwohner ausgebessert, während Dammbrüche von den gesamten Niederungsbewohnern gesetzt werden mussten.

In der Gestalt des hoch und kräftig gewachsenen, einfach, aber mit einer Spur bewusste Gepflegtheit gekleideten Bauern K o p p e r, der mit seinem Besitz von 50 ha einen der größten und schönsten Höfe der Gemeinde hat, scheinen sich charakteristische Wesenszüge diese nicht nur als abgesplitterte Volksgruppe, sondern auch als religiöse Gemeinschaft besonderer Art von der Umwelt abgesonderten Gemeinwesens abzuzeichnen. Er hat eine gehobenen Stellung im Dorf, nicht nur als Herr eines großen Hofes und maßgebender Mann im Genossenschaftswesen, das im Leben der volksdeutschen Gemeinden des Ostens immer eine besonderer Rolle spielt; er ist zugleich der geistliche Führer der Kirchengemeinde und deren Laienprediger. Eine sehr bewusste, ihre Eigenart betonende, von tiefem sittlichen Ernst und religiöser Gläubigkeit getragene Lebenshaltung, starker Familiensinn und lebendigen Gemeinschaftsbewußtsein vereinigen sich in diesen Menschen mit Ordnungsliebe und einem auch ethisch fundierten Streben nach wirtschaftlicher Gediegenheit du fachlicher Tüchtigkeit; ein geradezu mittelalterlich geschlossenes Ordnungssystem, das irdische und überirdische s in gleicher Weise erfasst und in geregelte Beziehung zueinander bringt, scheint diese Menschen noch heute zu beherrschen, ohne dass damit wirtschaftliche oder geistige Rückständigkeit verbunden wären

Wohl in dem Bedürfnis, einen gerade in der jetzigen Kriegszeit nahe liegenden Einwand gegen die mennonitische Lehre zuvorzukommen, versucht K o p p e r, den Grundsatz der Wehrlosigkeit aus der geschichtlichen Entwicklung verständlich zu machen. Er sei nur zu verstehen aus der Zeit der Söldnerheere, in der auch Kriege noch nicht in dem Maße wie heute völkische Existenzkämpfe, jedenfalls aber nicht als solche begriffen wurden. Unter der heutigen Verhältnissen (beginnend mit der Zeit Friedrichs des Großen) hätte die mennonitische Lehre von ihren Anhängern meiner Ansicht nach wohl niemals das Bekenntnis zur Wehrlosigkeit verlangt. Dieser Mann hinterließ als Führernatur und als Repräsentant eines in sich geschlossenen Gemeinwesens mit einem reichen eigenständigen Leben einen nachhaltigen Eindruck . Ein Vergleich mit dem erkümmerten und verflachten, jede Einheitlichkeit entbehrenden Gemeinschaftslebens großer Teile des Bauerntums im Altreich und der Gedanke lagen nahe, dass hier die nationalsozialistische Weltanschauung, die Idee von Blut und Boden, zu einer ähnlichen Geschlossenheit des Weltbildes und einer neuen, alle Kräfte des Dorfes umfassenden Ordnung führen könne und müsse.

Kreisbauernschaft Graudenz
Den Kreis Graudenz berührte die Kommission nur auf ihrer Durchreise. Sie traf dabei mit dem Kreisbauernführer S c h r öt e r zusammen. Im Rahmen der allgemeinen Erörterungen zur künftigen Agrarstruktur stelle Schröter sehr extreme Forderungen an die Mindestbetriebsgröße. Man solle sich, so meinte er, nicht einbilden, dass aus dem Altreich Siedler für die Ostgebiete zu gewinnen wären, wenn sie hier nicht größere Betriebe bekämen, die ihnen erheblich größere Verdienstmöglichkeiten als ein mittlerer Bauernhof im Altreich gäben. Es sei Eigentümer eines Besitzes mit 760 Morgen. Wenn er heut vor die Frage gestellt würde, diesen Besitz zu übernehmen, so würde er dankend ablehnen; in den 1 ½ Jahrzehnten sei er finanziell nicht weitergekommen. Er habe zwar – das sei zugegeben – gut gelebt, stehe aber heute vermögensmäßig soweit wie am Anfang. Das sei doch kein Leben. Einen sehr peinlichen Eindruck machte gerade im Vergleich mit den zufriedenen, selbstsicheren und verhältnismäßig noch kinderreichen Familien auf den mittleren Bauernhöfen alter volksdeutscher Siedlungen und Siedlungen der Ansiedlungskommission [Wohlhynier] seine Erklärung, er habe nur 2 Kinder [GEBURTENRATE], denn mehr könne er auf seinem Betrieb nicht ernähren. Die Vertreter der Landesbauernschaft erklärten anschließend den sehr ungünstigen Eindruck, den dieser Mann hinterließ, in seiner Neigung, behördlichen Vertretern in besonders derber Form gerade die Schwierigkeiten und Mängel der Verhältnisse vor Augen zu führen. Er bringe dabei Gedanken, die sich mit seinen Auffassungen nicht restlos decken würden. Die gesamte Haltung dieses Mannes lässt es aber als sehr wahrscheinlich erscheinen, dass seine Ausführungen nicht nur eine in der Form auf alle Fälle unabgebrachte Demonstration waren, sondern artgemäßer Ausdruck seiner ganzen Persönlichkeit. Vertreter einer von den Grundsätzen des Erbhofrechts und der Idee von Blut und Boden getragenen Bauerntumspolitik kann dieser Mann nicht sein. Schröter schied im übrigen bereits am gleichen Tag aus seinem Amte aus, um die Führung der Landkrankenkassen im Gau Danzig Westpreussen zu übernehmen

[Anmerkung Nachfolger wurde Eriche P a w l i t z aus Niederhof, der die Domäne Schloss Roggenhausen mitverwaltete. Auch er fiel in Ungnade, wurde aber an die Front geschickt, wo er nicht überlebte. Zum Schluß war Erich D a m r a u Kreisbauernführer, gleichzeitig Amtskommissar , lt. Auskunft Templin, Johanna am 14. August telefonisch)]

Kreisbauernschaft Briesen
Teilnehmer Kreisbauernführer B o e h l k e
Landwirtschaftsrat P l a s c h k e, Leiter der Wirtschaftsberatungsstelle und Landwirtschaftsschule Briesen.

Die Kreisbauernschaft umfasst 3.00 Betriebe, hiervon ein Drittel deutsch und zwei Drittel polnischen Betriebe, bis zu 60 Morgen 750 polnische und 330 deutsche, bis zu 200 Morgen 390 polnische und 270 deutsche, bis zu 500 Morgen 40 polnische und 5 deutsche Betriebe, bis zu über 500 Morgen 31 polnische und 11 deutsche BetriebeDie Volkstumsausweise sind nach Auffassung des Kreisbauernführers nicht zuverlässig und müssen noch überprüft werden .

[ d.h. die politische Meinung von KBFs wurde eingeholt und für so wichtig befunden dass sie notiert wurde] .

Die von der Ansiedlungskommission in den Jahren 1904 bis 1906 aus einen Gut von 8.000 Morgen geschaffene Siedlung Wittenburg.

[…..].

Ein ähnliches unerfreuliches Bild bot die Wirtschaft des Bauern Foth, der nach achtjährige Ehe noch kinderlos verheiratet ist[GEBURTENRATE] .

[….].

Auf der Fahrt zum Gute Orlau (Orlowo) [bei Wieczno See andere Gutsbezirke waren Bartelshof, Birkenau, Buck, Cholewitz, Drewenzwald (Oberförsterei), Elsanowo, Friederikenhof, Fronau, Gajewo, Galsburg, Gappa, Golau (Oberförsterei), Golau (Schloß), Grünfelde, Hammer, Heynerode, Hofleben, Hohenkirch, Josephat, Klein-Grunau, Klein-Radowisk, Kollat, Landen, Lissau, Mgowo, Neudorf, Neumühl, Nielub, Obitzkau, Orlowo, Piontkowo, Pluskowenz, Preußisch Lanke, Przeskodda, Rabenhorst, Rosenthal, Schewen, Schönfließ, Sittno, Treuhaufen, Wallitsch, Wielkalonka, Wolffserbe, Zaskotsch, Zawadda] bot sich die Gelegenheit einen aus polnischer hand stammenden Betrieb in Osterwitz zu besichtigen, auf dem vor einigen Monaten der Wolhyniendeutsche J a e s c h k e ,W i l h e l m angesiedelt wurde. Jaeschke besass vor der Umsiedlung 20 km hinter Warschau einen Besitz von 45 Morgen. Der Besitz, in dem er als[HEIM INS REICH] Umsiedler eingewiesen wurde ist, umfasst 58 Morgen mit einem Bestand von jetzt 6 Kühen, 2 Pferden und 6 Schweinen. Der Familie macht die Umstellung von der extensiven Weidewirtschaft auf ihrem früheren Betrieb zur Ackerwirtschaft gewisse Schwierigkeiten. Die Eheleute, seit acht Jahren verheiratet, 2 gesund aussehende und geistig geweckte Kinder machten einen guten Eindruck und ließen hoffen, dass sie bei entsprechender Beratung die Verhältnisse auf der ihnen zugewiesenen Wirtschaft meistern werden. Mit dem Kreisbauernführer schien sie ein gutes Vertrauensverhältnis zu verbinden. Ihre Einsatzbereitschaft mag – gewisse Äußerungen lassen darauf schließen – noch unter dem Gefühl der Unsicherheit leiden, ob die Verhältnisse auch wirklich so bleiben. Dieser sehr unvermittelt aus ihrer bisherigen Wirtschaft auf polnischen Betrieb verpflanzten Umsiedler empfinden den derzeitigen Krieg Deutschlands mit England sehr stark als eine Entscheidung über ihr persönliches Schicksal, die sie mit einer spürbaren Ängstlichkeit verfolgen. Man kann ihnen das, wenn man sich in ihre Lage und ihre unsicheren Kenntnisse über die Verhältnisse im Altreich hineindenkt, nicht verübeln. .

Das Gut Orlau (Orlowo) ist ein seit etwa 100 Jahren polnischer Großgrundbesitz mit 1.700 ha Acker und 130 ha Wald, sowie 220 ha See und Umland. 200 ha sind von der Ansiedlungskommission seinerzeit abgesiedelt worden. Hiervon wurden etwa 20 Bauernhöfe gebildet. Das Gut wir mit 60 ständigen polischen Arbeitskräften und 60 polnischen Saisonarbeiter aus dem Gouvernement von Kreisbauernführer B o e h l k e aus Treuhänder bewirtschaftet. Auf dem Gut leasten etwa 100.000 RM Schulden. Der Kreisbauernführer, ein jüngerer, aber offensichtlich sehr energischer und umsichtiger Mann, scheint den Betrieb vollkommen zu beherrschen. Er hält unter den polnischen Arbeitskräften eine ausgesprochen militärische Zucht. Er erzählte, dass er sie Leute mehrfach in der Woche vor Beginn der Arbeit in militärischer Form antreten lasse. Man müsse mit den Leuten in dieser Form verfahren, um sie bei der Stange zu halten. Er mache mit seiner Methode durchaus gute Erfahrungen. .

Da er das Gut vor 1 Jahr mit voller und sehr guter Ernte übernommen hat, hat der bis heute zur Weiterführung der Wirtschaft von der "Ostland" noch kein Betriebskapital in Anspruch genommen. Diese Feststellung wurde übrigens übereinstimmende von allen Treuhändern auf größeren Betrieben getroffen, die der Kommission begegneten. .

Die polnische Familie, von der Frau und Söhne erst zu Pfingsten 1940 den Betrieb verließen, scheint sehr kultiviert gewesen zu sein. Die Wohnräume zeigen in Einrichtung und Bildern einen auserlesenen Geschmack. Eine umfangreiche, vor allem westisch orientierte Bibliothek (hauptsächlich französische Literatur) scheint für den gebildeten polnischen Adel bezeichnend zu sein. Einige der besten Bilder [eingefügt: und Möbelstücke] sind, wie der Treuhänder berichtet vom Reichsstatthalter für die Amtsgebäude in Danzig entlehnt worden. .

Den Treuhändern dieser großen polnischen Gutsbetriebe ist eine nicht nur wirtschaftlich, sondern auch menschlich und charakterlich sehr schwierige Aufgabe gestellt. Ihr können nur Menschen mit ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein und Charakterfestigkeit gerecht werden. Gefährlich wird di Lage wohl in erster Linie, die nicht aus annähernd gleichwertigen Verhältnissen stammen [das ist ja bezeichnend ein Seitenhieb auf Forster] Sie verlieren leichter in den völlig neuartigen, ungewöhnlichen, über ihren bisherigen Lebensrahmen weit hinausgehenden Verhältnissen die richtigen Maßstäbe und geraten in ein verhängnisvolles Schwanken zwischen ihrer Eigenschaft als Verwalter fremden Gutes und mehr oder minder bewusster Begehrlichkeit nach eigenem Besitz an dem Treuhändergut. Die Kontrolle der "Ostland" kann bei der Fülle der zu bewältigenden Aufgaben und de Schwierigkeit der Verkehrsverhältnisse noch nicht den im Interesse aller beteiligten wünschenswerten Grad der Vollkommenheit erreicht haben. Der Abend, den die Kommission in dem gepflegten, mit fremdartigem Geschmack kultivierten Wohnraum des ehemaligen polnischen Besitzes am Kaminfeuer inmitten fremden Gutes mit dem Treuhänder und seiner Hausdame, einem volksdeutschen Mädchen, deren Vater im Krieg gefallen ist, verbrachte, machte den gefährlichen Schwebezustand dieser herrenlosen, nicht durch feste Besitzverhältnisse gesicherten Besitzungen gegenwärtig.

Kreisbauernschaft Lipno (4.Tag)
Teilnehmer. Kreisbauernführer J a n s o n
Lehrer L i e d k e in Barany bei Lipno
Vorsitzender des Erbhofgerichts in Danzig, B e u e r m a n n
Landwirtschaftsrat von M a l o t k i

Die Kreisbauernschaft zählt etwa 13.000 Betriebe, davon 3.000 volksdeutsche. Annähernd 10.000 Betriebe gehören der Größenklasse unter 15 ha an. Auch unter den volksdeutschen betrieben sind sehr viele lebensunfähige Zwergbetriebe. Die Zahl der lebens- und erbhoffähigen Besitzungen wird auf 400 bis 500 geschätzt. Die Ackernahrung beginnt nach Auffassung der örtlichen Stellen bei gutem Boden höchstens mit 10 und bei schlechtem Boden mit 20 ha. De Familienbetrieb muss die Möglichkeit bieten, 2 Pferde ohne Schwierigkeiten zu halten. Für die volksdeutschen Zwergbetriebe ist Auflösung , Zusammenlegung und zum größten Teil Aufforstung vorgesehen. Im Kreise Lipno macht die Feststellung der Volkstumszugehörigkeit keine Schwierigkeiten, weil hier Glaubensbekenntnis und Volkstumsbekenntnis vollkommener als etwa in dem mehr städtisch orientierten Kreisen Thorn decken. Die Evangelischen sind deutsche, die Katholischen polnisch.

Im Dorf Wolschebuden schildert der Lehrer Liedtke in einem Vortrag "Das Deutschtum im Kreise Lipno" die völkische Geschichte des LandesDer Hof des Bauern F r i e d r i c h N i c k e l in Wolschebuden umfasst 22 ha 10 ha hat sein Vater von seinem Bruder erworben und dann im Laufe der Jahre den Betrieb auf 22 ha vergrößert ( eine Erbteilungsverhältnissen verwandte Entwicklung) .Auf dem Hof werden jetzt 9 Kühe mit entsprechendem Jungvieh, 2 Zuchtpferde, 1 Fohlen, 16 groß und 18 kleine Schweine gehalten. Er ist mit 3.000 RM Schulden für die Ausstattung der Tochter belastet. Nickel hat 7 Kinder im Alter von 35 bis 16 Jahren. Zwei Söhne sind zu Hause ( der eine geht demnächst freilillig zur Wehrmacht), der dritte ist Postmeister , der vierte bei der aktiven SS. Die drei Töchter sind verheiratet, hiervon eine mit einem Polen deutschen Namens, dessen polnische Einstellung sich angeblich erst nach der Ehe in einer die Ehe zerrüttenden Weise gezeigt hat. Das Dorf Wolschebuden umfasst 20 deutsche Gehöfte. Vor dem Weltkrieg waren es 14. Die Vermehrung ist auf Erbteilung zurückzuführen. Die Polen konnten in diesem Dorf keinen Raum gewinnen. Es zeigte sich auch hier, dass die alten volksdeutschen Siedler völkisch eine grössere Widerstandskraft den Verhältnissen nach dem Weltkrieg entgegensetzten als die jüngeren, von der Ansiedlungskommission geschaffenen Siedlungen; eine durchaus natürliche Erscheinung

Ärmlichen ja geradezu erbärmlichen Verhältnissen begegnete die Kommission in volksdeutschen Zwergbetrieben, die auf Rodungen das zum Gut Bregenno(?) gehörigen Waldes primitive Lehmhütten haben, die sich kaum sehr von den polnischen Katen unterscheiden. Die Fahrt zu diesen Siedlungen, die wegen der schlechten Wegeverhältnisse mit Pferdeführwerken gemacht werden musste, führte durch eine Sandwüste, auf der sich kaum Kiefernwald zu halten vermag und über Wege, auf denen die Räder bis zur Achse im Sand versanken. Die Siedlungen auf diesem schon fast völlig unfruchtbaren Sandboden sind zum größten Teil erst nach dem Weltkrieg entstanden und nach den Erklärungen der örtliche Stellen nur auf die Raumnot der deutschen Bevölkerung zurückzuführen, der die Polen systematisch jede Aufstiegsmöglichkeit versperrten; typisch der in einer Waldlichtung liegende Besitz des H e n s c h e l O s w a l d mit 12 Morgen, auf dem nur der Kartoffelbau noch einigermaßen gesicherte Erträge liefert. Das angebaute Getreide ist der diesjährigen frühsommerlichen Trockenheit vollständig zum Opfer gefallen. Der Eigentümer war früher Tischler und hat sich, da er anderweitig kein Fortkommen fand, diese kümmerliche Heimstätte geschaffen. In der Wohnstube waren die Kartoffeln zum Trocknen aufgeschüttet, weil sie bei der anhaltend nassen Witterung des Herbstes anders in keinen lagerfähigen Zustand gebracht werden können. Andere Räume fehlen zu diesem Zweck.

Bei diesen Siedlerfamilien geht, wie die örtlichen Stellen, insbesondere der Lehrer L i e d k e, ausführten, Armut in geistige und sittliche Verkommenheit über. Die Leute können überhaupt nicht leben ohne zu stehlen. Ihr Brennholz müssen sie aus dem umliegenden Wald, an dem sie kein Nutzungsrecht haben, nehmen. In de Kümmerlichkeit dieser Behausungen macht sich ein eigentümliches Laster, der Gebrauch von Aether als Betäubungsmittel, breit. Die Leute bringen sich durch Aethergenuss in einen rauschartigen Zustand, der ihnen für kurze zeit die Welt verzaubert. Selbst den Kindern werden zur Beruhigung Aethertropfen gegeben. Die gesundheitlichen Wirkungen sollen verheerend sein. Auf der Grundlage dieser weit verbreiteten Sucht blüht ein verbotener Handel mit dem Rauschgift, bei dem die Leute immer weiter abwärts sinken. Ein anderer Siedler namens Utke hat auf einem Besitz von 12 Morgen dies Landes 9 Kinder ! [GEBURTENRATE] Es bedeutet für die Familie einen geradezu märchenhaften Umschwung der Verhältnisse, dass der Mann nunmehr als Vermessungsarbeiter im deutschen Dienst einen Monatslohn von ca 150, - RM erhält

Das Gut Brez(ow)now mit 170 ha Ackerland und 1500 Morgen Wald und Unland, in dessen Bereich die geschilderten volksdeutschen Siedlungen liegen, wird von den baltendeutschen[HEIM INS REICH] Rücksiedlern F r e i h e r r v. R o s e n als Treuhänder bewirtschaftet. Dessen in Estland gelegenes gut umfasste ursprünglich 1238 ha und nach der Parzellierung 236 ha. Auf dem Treuhändergut werden 12 ständige polnische Arbeitskräfte beschäftigt.

Der Kreisbauernführer J a n s o n bewirtschaftet als Treuhänder einen 1.600 ha großen, seit 1695 polnischen Besitz, von dem 478 ha Wald sind. Auf dem völlig schuldenfreien, vom Treuhänder "Falkenhof" getauften gut, das mit 140 polnischen, hiervon 70 ständigen Arbeitern bewirtschaftet wird, werden zurzeit gehalten: 90 Milchkühe, 56 Arbeitspferde, 400 Schafe, 20 Schweine, 20 Jährlinge und 4 Fohlen. Der Treuhänder und Kreisbauernführer besitzt im Gebiet der ehemaligen freien Stadt Danzig einen mittleren Bauernhof. Seine Frau lebt jetzt mit ihm auf dem polnischen Treuhändergut. Seine beiden Schwestern waren zur Zeit der Besichtigung gerade besuchsweise anwesend. Das eigene Gut des Kreisbauernführers wird von einer dieser Schwestern bewirtschaftet.

Die Treuhänderfamilie schien nicht in den Rahmen dieses großen Gutes zu passen. Der Treuhänder gab über die wirtschaftlichen Verhältnisse nur ungenaue und unsichere Auskünfte. Es erschien zweifelhaft, ob er diesen großen Betrieb mit seinen umfangreichen Anlagen beherrscht. Die eigentliche Leitung dürfte bei dem noch im Amt stehenden polnischen Gutsverwalter liegen. Die Zweifel, ob der Treuhänder in der Lage ist, diesen Betrieb am richtigen Ende anzufassen, verstärkten sich , als beim Gang durch den Betrieb als besondere Zeichen des neuen durch den Treuhänder eingezogenen wirtschaftlichen Lebens ein neuer Hühnerstall und ein noch im Bau stehendes kleineres Glashaus für Blumenzucht hervorgehoben wurden.

Das Haushaltsleben bestimmte offensichtlich noch die polnischen Hausangestellten, die samt und sonders bis zu dem mit schmieriger Eleganz gekleideten Diener noch im Dienst stehen und, merkwürdig unberührt von dem Umschwung der Verhältnisse, wie in früherer Zeit weiter zu wirtschaften scheinen. Während der Treuhänder Boehlke auf dem Gut Orlau(Kreisbauernschaft Briesen) erklärte, er habe diesen faulen Zauber sofort abgeschafft und die müßige Dienerschaft entlassen, schien sich die Familie dieses Treuhänders mit einem naiven Wohlbehagen der überkommenen, ihrem Lebenszuschnitt ganz und gar nicht angepassten Formen zu bedienen. Eine eigenartige Mischung von betonter äußerer Sicherheit in der ihnen ungewohnten Umgebung und Spuren von innerer Unsicherheit machten sich unbehaglich bemerkbar. Unwillkürlich stellte sich die Befürchtung ein, ob diese aus einem wesentlich kleineren und einfacheren Lebensrahmen stammende Familie die Rückkehr in ihre ursprünglichen Verhältnisse ohne Krisis finden wird und ob sie die innere Freiheit aufbringt, das jetzige Leben auf diesem Hof als Episode zu betrachten, die ohne jeden Einfluß auf ihr Lebensideal sein muß.

Besichtigungsreise in den Regierungsbezirk Ziechenau.
Der Übergang vom Gau Danzig-Westpreussen in den Regierungsbezirk Ziechenau war mit einem unfreiwilligen längeren nächtlichen Aufenthalt auf einer "polnischen Straße" verbunden, in der der Wagen bis auf die Trittbretter in Schlamm sank. Polnische Bauern mussten ihn flott machen und 4 Kilometer weit schleppen, bis wieder eine Straße mit festem Untergrund kam.

In der Kreisbauernschaft Plock traf die Kommission mit den Vertretern des Landesbauernschaft Ostpreussen-Hauptabteilungsleiter I Bauer B e r g Stabsleiter I Oberlandwirtschaftsrat A d a m und I G-Leiter Oberlandwirtschaftsrat H e i n r i c h, zusammen, die an der weiteren Reise teilnahmen. Im Auftrage des Landesbauernführers begrüßte Landesobmann G r u b e r die Kommission und unterrichtete sie über die allgemeine landwirtschaftlichen Verhältnisse des Regierungsbezirks Ziechenau. Der Bezirk umfasst 9 Kreise mit 1.235.972 ha, hiervon 950.770 ha – 77% landwirtschaftliche Nutzfläche. Er zählt 104.970 kleine und mittlere Betriebe unter 125 ha und 564 Betriebe über 125 ha. Die Mehrzahl der Großbetriebe hatte eine Gesamtfläche von 250 bis 400 ha. Nur einige wenige weisen eine Fläche von 500 bis1.000 ha auf. Gesamteinwohnerzahl: 861.000 – 70 auf den Quadratkilometer. Besondere Eigenarten der Bewirtschaftung: Große Genügsamkeit, großer Kinderreichtum, ordentliche Ackerwirte, interessierte Pferdepfleger, unzulänglich Viehwirte, interessierte Obst- und Gemüsebauern.

Zur künftigen Siedlungsstruktur bemerkte der Landesobmann, man müsse schrittweise vorgehen. Zunächst müssten die polnischen Familienbetriebe in deutsche Hände übergeführt werden; denn hier habe die völkische Durchdringung des Raumes das stärkste Bollwerk zu überwinden. Solange, bis diese Arbeit abgeschlossen sei, sollte man die Großbetriebe, die gut wirtschaften, unberührt lassen. An sie könne man herangehen, wenn der bäuerliche Sektor von Polen gereinigt sei und dann noch Siedlungsbedarf bestehe. Diese Richtlinien die Stabsleiter I A d a m noch näher erläuterte, dürften richtig sein und den gegebenen Verhältnissen entsprechen.

Die Frage der Besitzgröße in der künftigen Agrarstruktur spitzt sich, so erklärten Landesobmann G r u b e r weiter notwendig darauf zu, ob und inwieweit man polnische Arbeitskräfte im Landes halten wolle. Als Grundsatz müsse wohl gelten, dass eine wirkliche Eindeutschung des Gebietes auf Dauer nur gesichert sei

[es war noch vor dem Angriff auf die SU!!Es gab ja auch noch keinen Generalplan Ost. Himmler hatte im Mai 1940 also 3 Monate vor der Reise über das Untermenschentum des Ostens geschrieben. Aber er war ja auch nicht Teilnehmer dieser Reise. Himmler kannte wahrscheinlich den Osten nicht.] ,

wenn im Mittelpunkt der künftigen Siedlungsstruktur der deutsche Familienbetrieb stehe, der weitgehend mit familieneigenen Arbeitkräften auskomme.

Bedenken äußerte er über die Landnahme der verschiedenen Gliederungen (SA SS, HJ) zur Errichtung von Lehrhöfen und Schulungshöfen für Wehrbauern. Zu den verschiedensten Mutmaßungen, die im öffentlichen Interesse nicht immer erwünscht seien, gäben die Verhältnisse des 60.000 Morgen großen Gutes Kresane(?) Anlass, das der Gauleiter von Ostpreussen angeblich für die Robert-Koch Stiftung erworben habe. Das Schicksal dieses Gutes wurde im übrigen im weiteren Verlauf der Reise von mehreren Stellen noch angeschnitten, ohne dass ich dabei eine Klarheit über die rechtliche Lage und die tatsächlichen Absichten des Gauleiter [gestrichen Reichsstatthalters] gewinnen ließ.Eine Einführung des Reichserbhofgesetzes scheine – so führte Landesobmann G r u b e r weiterhin aus – ihm nicht dringlich, da gerade im Ziechenauer Bezirk eine große Bodenbewegung einsetzen werde und die Zahl der jetzt für die Reichserbhofgesetz in Betracht kommenden, noch nicht von Umsiedlungsplänen erfassten Höfe verhältnismäßig gering sei. Er befürchte, das Reichserbhofgesetz könne die notwendigen Umsiedlungsmaßnahmen [Umsiedlung] verhindern.

In der anschließenden Erörterung, bei der der Landesobmann auf die verschiedenen Gesichtspunkte und insbesondere die Erstellung der Landesbauernschaft Wartheland sowie Danzig-Westpreussen aufmerksam gemacht wurde, meinte er, er gäbe zu, dass die baldige Erfassung des volksdeutschen erbhoffähigen Besitzungen, die nach den bereits weitgehend fertig gestellten Plänen auf keinen Fall aufgelöst werden sollen, erwünscht sein könne. Es komme aber entscheidend darauf an, eine genügend bewegliche Methode für die erbhofrechtliche Erfassung dieser Betriebe zu finden, die es ermögliche, nach Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten vorzugehen. Der Gedanke, dass zunächst nur die erbhoffähigen Besitzungen Erbhofeigenschaft erlangen sollen, die der Reichsnährstand durch einen Antrag präsentiert, scheine ihm sehr geeignet. Auf diese Weise könne sich auch die Verwaltungsarbeit im Zusammenhang mit der erstmaligen Erfassung der Erbhöfe zunächst auf die ganz klaren Fälle konzentrieren, und es entstehe keine übermäßige Belastung der Kreisbauernschaften. Gegen diesen Gedanken spreche eigentlich nur, dass damit der Reichsnährstand mit einer Verantwortung belastet werde, die ihn in Einzelfällen in schwierige Konflikte vor allem mit der Partei bringen können. Dies gelte vor allem im Hinblick auf erbhoffähige Besitzungen, die der Reichsnährstand allenfalls wegen zweifelhafter Volkstumszugehörigkeit des Eigentümers zunächst nicht für die Erklärung zum Erbhof präsentiere. Die Landesbauernschaft könne diese Verantwortung aber tragen, wenn sie Gewißheit habe, dass einzelne Fälle, in denen es zu Schwierigkeiten mit der Partei komme, von den Zentralstellen in Berlin entschieden würden(?) und sie dabei die nötige Rückendeckung erhalte. Schwierigkeiten des Reichsnährstandes im Verhältnis zur "Ostland" und zur Ostpreussischen Landgesellschaft, die die Vertreter der Landesbauernschaft andeuteten, wurden im Einzelnen nicht erörtert

Kreisbauernschaft Plock
Kreisbauernführer H a r t m a n n

[….]

Ein einzigartiges Erlebnis war der Besuch auf der Weichselinsel Wehringen im Amtsbezirk Pukalln, auf der 5 volksdeutsche Bauernhöfe ein von der Außenwelt abgeschiedenes, durch den Strom geschütztes Leben führen. Die Überfahrt auf dem mit kleinen Hakenkreuzwimpeln geschmückten, von 2 älteren volksdeutschen Bauern geruderten Boot über den die weite östliche Landschaft im breiten Bett träge durchfließenden Strom erweckte besinnlichen Gedanken. Wie hatte sich doch der Blick des deutschen Volkes verengt und auf die staatlichen grenzen der jüngsten Vergangenheit beschränkt ! Wie viele sind es, die noch darüber hinaus dachten und wussten, dass hier weit im Osten deutsche Menschen leben, dass hier auf einer verlassenen Weichselinsel ein deutsches Dorf ein rein deutsches Leben führt? In wie weite Räume führt ein von diesen Fesseln befreites, den geistigen Provinzialismus kleindeutscher Geschichtsbetrachtung verlassendes Denken, das im Zeichen des Nationalsozialismus den Anschluss an den großen Flug der deutschen Geschichte gefunden hat. Nun flattern im Winde des Weichselstromes an einer dem deutschen Bewußtsein bis vor kurzer Zeit noch völlig abgelegenen Stelle Hakenkreuzwimpel, liebevoll an den alten erlebnisreichen Kähnen befestigt. Welche beglückende Bestätigung der volkstumserhaltenden Kraft und Fähigkeit des Bauerntums ist dieses Bauerndorf auf der einsamen Weichselinsel ? Man begegnet diesen Menschen wie einem Wunder und einem zur Wirklichkeit gewordenen Märchen. Und diese 5 Bauernhöfe, kräftige Holzbauten, zum Schutz vor Hochwasserverschlammung umgeben mit Zäunen aus dicht geschlossenem Weidengeflecht, sind geradezu klassische Erbhöfe, Burgen deutscher Bauernsippen, Festungen des deutschen Volkstums, sicher in sich ruhend, selbstgenügsam und wirtschaftliche ausgeglichen; bei aller Weltabgeschiedenheit herrscht in ihnen intensive Landkultur: wertvoller verpflegter Viehbestand, systematische betriebener Obst- und Gemüsebau, mustergültige Ordnung in Haus und Hof sind die hervorstechenden Kennzeichen dieser Wirtschaften. Bitter aber auch das Bild der in den vergangenen strengen Winter zum Teil fast völlig erfrorenen Obstbaumanlagen. Die beiden Höfe der Bauern T (o)zu und J a b, die besichtigt wurden sind 108 und 72 Morgen groß. Die Leute hatten sich auf den ihnen angekündigten besuch mit spürbarer Freude wie für einen Festtag gerüstet. Sie zeigten ein, wenn auch bäuerlich verhaltenes, großes und inneres Glück über die ihnen allen unerwartet gekommene Wendung, die sie wieder eingegliedert hat in den großen Kreis des Lebens, aus dem sie stammen und dem sie nicht angehören konnten. [ Was machen bloß diese absolut unklaren durch keine rationale Zurückhaltung begrenzten Gefühle in diesem Dienstreisebericht. Nicht ein Quentchen Analyse] Es mag gerade noch die recht Zeit gewesen sein, diese Familien wieder dem großen Blutkreislauf des deutschen Volkstums anzuschliessen, denn schon zeigen sich in ihren Spuren einer nachlassenden Lebenskraft und blutmässigen Verkümmerung [GEBURTENRATE], die durch Inzucht und mangelnde Blutauffrischung verursacht sind. Umgeben von einem feindliche eindringenden Volkstum, hatten es die Bauernsöhne wie berichtet wurde, gerade in den letzten Jahrzehnten vielfach sehr schwer ein volksdeutsches Mädchen als Frau zu finden. Diese Höfe alsbald, in die Rechst- und Ideengemeinschaft der Erbhofordnung einzugliedern, muss jedem persönliches Bedürfnis sein, der in der Einführung des Erbhofrechts in den Ostgebieten mehr als eine formaljuristische Rechtsangleichung sieht. Diese Bauern werden die Erklärung ihrer Höfe zu Erbhöfen des großdeutschen Reiches auch al Anerkennung ihre Leistungen auf vorgeschobenem, lange Zeit vergessenen Posten des deutschen Volkstums empfinden

Kreisbauernschaft Nakow
Kreisbauernführer F l o r i a n

Die Kreisbauernschaft zählt nur 86 volksdeutsche Betriebe, die alle unter Ackernahrungsgröße stehen. Typisch für die Verhältnisse des Dorfes(O) Llaschki(?) mit 9 volksdeutschen Familien evangelischen Glaubensbekenntnisses, die vor etwa 200 Jahre von der russischen Kaiserin Katharina ins Land geholt worden sind. Nach den Auskünften des Bürgermeisters können die Familien ihr Leben nur durch Nebenerwerb fristen. Die Besitzungen von 10 bis 30 Morgen liegen auf schlechtestem Boden; den von den umliegenden polnischen Gehöften auffällig abstechenden schlechten Bauzustand erklärt er damit, dass nach dm Weltkrieg die Polen reichlich Aufbaumittel, vor allem Bauholz erhielten, während die Volksdeutschen nicht nur ohne jede Unterstützung blieben, sondern auch mit den verschiedensten Mitteln ( höhere Besteuerung usw. ) bedrängt wurden. Die ehemals deutsche Schule wurde in eine polnische Schule mit deutschem Unterricht ( 2 bis3 Wochenstunden) umgewandelt.

Der Siedler H a u t hält auf einem Besitz von 80 Morgen eine Kuh und eine tragenden Stärke. In dem kleinen sehr ärmlichen, einzigen Wohnraum, an dessen Wänden die Betten stehen, war die Frau mit 4 Kindern im Alter von 1 bis 5 Jahren. Sie hat 7 Kindern das Leben gegeben. [GEBURTENRATE] Auf dem primitiven Herd aus Ziegeln wurden eben Kartoffeln gedämpft, die Hauptnahrung der Familien. Die kulturelle Verkümmerung und Isolierung zeigte sich in den katholischen Heiligenbildern geschmacklose Fabrikware, die in diesem evangelischen Hause sehr eigenartig wirkten. "Ja, den haben die polnischen Händler gebracht ", meinte die lebendig sprechende kleine Frau erklärend. "Wir haben niemals daran gedacht, dass wir einmal ans Reich kommen würden, und nur damit gerechnet, dass vielleicht Pommern wieder deutsch werden. Wenn wir bleiben müssen, dann bleiben wir, wenn wir uns aber verbessern können, dann möchten wir von hier fort. " Fast alle Siedler haben in der Zwischenzeit Beschäftigung bei den Vermessungsarbeiten bekommen, eine für ihre bisherigen Verhältnisse geradezu märchenhafter Aufstieg.

Kreisbauernschaft Pultusk (6.Tag)
Kreisbauernführer S o p p a
Der Kreisbauernführer, einer der gewandtesten und mit den Verhältnissen seines Kreises am besten vertrauter Bauernführer, denen die Kommmission begegnete, gab einen sehr anschaulichen Bericht über die Entwicklung der Verhältnisse seit der Beendigung des Polenfeldzuges. Aus seinen Ausführungen ging insbesondere hervor, mit welchen Schwierigkeiten die Verwaltung hier zu kämpfen hatte und noch zu kämpfen hat und wie diese Schwierigkeiten die verantwortlichen Männer vielfach zum entschlußfreudigen Improvisieren zwangen. Die Austreibung der Juden hatte das Wirtschaftsleben zunächst völlig zum Erliegen gebracht. Dazu kam, dass das Gebiet bisher absatzmäßig nach Warschau orientiert war und nun Grenzgebiet geworden ist, das seinen Absatz nach Königsberg lenken muß. Aus einem ausgesprochenen marktnahen Wirtschaftsgebiet ist ein marktfernes geworden. Übe die Grenze des Generalgouvernements geht ein lebhafter Schmuggel, der nur sehr schwer bekämpft werden kann. Die Preise liegen jenseits der Grenze für gewisse Erzeugnisse (Butter usw.) um as vier- bis fünffache höher. Die Versorgung der Stadt Pultusk vor allem mit Fleisch kann periodenweise nur aufrecht erhalten werden durch Zwangsumlagen (Schweinelieferungen) bei den Gemeinden, für deren Einhaltung die Bürgermeister persönlich und die Gemeinden finanziell verantwortlich gemacht werden.

Als Beispiel für das "Treuhänderunwesen", wie er es nannte, das sich anfänglich in diesen ungeregelten Verhältnissen breit machten konnte, führte er den Fall des Dr. K a n z l e r, Gauamtswalter des NS Rechtswahrerbundes in Königsberg an. Dieser hatte kurz nach Beendigung des Polenfeldzuges auf Grund von Bescheinigungen der Wehrmachtsdienststellen die Treuhänderschaft über eine Mühle bekommen. Die einige fachliche Legitimation, die dafür hatte, war, dass sein Vater einmal eine Mühle besaß. Er selbst verstand von allem nichts. Unterschlagungen brachten ihn zu Fall. Heute sieht er im Gefängnis der Bestrafung entgegen. Die Volkstumsausweise sind nach Auffassung des Kreisbauernführers unzuverlässig. Zurzeit werden sie von der SS in Litzmannstadt überprüft. Er selbst kennt Familien deutscher Herkunft und deutschen Namens, die sich für 2 bis 3 Generationen eindeutig zum Polentum bekannt haben.

Die Kreisbauernschaft zählt 84.000 Menschen. 40 % des Bodens nehmen infolge der Erbteilung Kleinbetriebe bis zu 10 hs ein. 9.100 Betriebe bis 10 ha, 1.900 Betriebe von 10 bis 20 ha, 330 Betriebe von 20 bis 50 ha, 32 Betriebe von 30 bis 100 ha, 9 Betriebe über 100 ha. Der Kreis zählt nur 1350 volksdeutsche, hievon 244 volksdeutsche landwirtschaftliche Betriebe, die jedoch fast ausschließlich unter Erbhofgröße liegen. Die Kleinbetriebe sind verhältnismässig gut bewirtschaftet. Allgemein sind schlechte Viehstand, sehr schlechte Wohnverhältnisse ausgesprochener Kinderreichtum[GEBURTENRATE]. Das Schwergewicht der künftigen Siedlungsstruktur muss nach den Anschauungen des Kreisbauernführers bei den Betrieben bis zu 100 Morgen liegen. Die Siedlungsplanung lässt an Einheitlichkeit zu wünschen übrig. Alle mögliche Stellen befassen sich mit ihr, SS, Partei, und sogar die NSV.Diese Stellen beschäftigen sich teilweise mit eigenmächtigen Umsiedlungen [HEIM INS REICH]volksdeutscher FamilienDas Gut Gladzyn umfasst 300 ha mit 72 ständigen Arbeitskräften und bis zu 82 Saisonarbeitern. Es ist eine der größten und bekanntesten Obstbaukulturen und außerordentlich intensiv bewirtschaftet, Bemerkenswert ist die Karakulzucht (Schafart), die wegen ihres wertvollen Felles gehalten wird, das zu Persianern verarbeitet wird. Das Fell wird von den neu geborenen Tieren unmittelbar nach der Geburt gewonnen. Die Zucht liefert sehr günstige Erträge.

Kreisbauernschaft Ostrolenka
Kreisbauernführer P a l l e n t i n, zugleich Landrat und Kreisleiter,
Kreislandwirt Gu t z e i t.

Der Kreis zählt 76.000 Einwohner mit 16.540 Betrieben; hiervon sind nur 4 volksdeutsche Betriebe

[ Betriebsgrößenangaben…]

Die Forstverwaltung plant eine nach Auffassung der örtlichen Stellen zu weitgehende Aufforstung. Sie bezieht zuviel gutes Land in die Waldwirtschaft ein. Die Volkstumsausweise werden nach dem Herkunftsprinzip mit Sorgfalt ausgestellt. Es besteht aber eine Neigung zur Großzügigkeit, "weil wir die Leute aufsaugen müssen"[RASSISMUS]. Zurzeit werden die Volkstumsausweise von einer Kommission aus Zichenau überprüft.

Die polnische Bevölkerung steht sich heute finanziell außerordentlich gut. Sie verdient vor allem durch den Warenabsatz an die Wehrmacht und durch Straßenbau.

Der Kreisbauernführer, ein jüngerer Mann, der zur Anerbenfolge auf dem väterlichen Gut in Ostpreussen berufen ist, beklagt sich über die Schwierigkeiten, die die Versorgung des Kreises infolge der starken Besetzung mit Wehrmacht und mit Befestigungsbaumassnahmen beriete. Durch die Wehrmachtsangehörigen werden nach seinen Feststellungen sehr viele landwirtschaftliche Produkte ins Altreich verschleppt. Das habe eine auf seine Veranlassung soeben durchgeführte Paketkontrolle bestätigt. Ein Vergleich der Schilderungen aus diesem Kreis mit denen aus dem benachbarten Kreis scheint zu ergeben, dass die einzelnen Kreise stark auf autarke Selbstversorgung hinwirtschaften und der notwendige Ausgleich zwischen Mangel- und Überschussgebieten – zum Teil allerdings auch verkehrsmäßig bedingt – noch nicht funktioniert. Im Verhältnis des Kreisbauernführers zu dem Kreislandwirt Gutzeit war klar zu erkennen, dass die eigentliche Kreisbauernschaftsarbeit der Kreislandwirt macht und er auch den besseren Überblick über die Verhältnisse in landwirtschaftlicher Beziehung hat. Der Kreisbauernführer beklagte sich über das schlechte Verhältnis zur Wehrmacht. Er deutet u.a. an, dass die Wehrmachtangehörigen gegenüber der polnischen Bevölkerung sich nicht die gebotene Zurückhaltung auferlegten. Man habe vereinzelt sogar Offiziere in sehr verfänglichen Situationen festgestellt.

Die Kommission konnte sich angesichts eines sehr peinlichen und bezeichnenden Vorfalles an der deutsch-russischen Interessengrenze des Eindrucks nicht entziehen, dass die Hauptschuld an dem nicht reibungslosen Verhältnis zwischen Reichsnährstand und der Wehrmacht der Kreisbauernführer trägt. Etwa 30 Meter vor der Grenze war ein Soldat der Wehrmacht postiert, der mit erhobener Hand den vom Kreisbauernführer gesteuerten wagen zum Anhalten aufforderte. Der Kreisbauernführer fuhr schimpfend bis zur Grenze, hielt empört an und lief zurück zu dem Soldaten. Diesem machte er nun heftige Vorhaltungen, wie er es wagen könne, ihn in dieser Form anzuhalten. Er als Landrat und Kreisleiter lasse sich nicht aufhalten und fahre bis zur Grenze. Er habe das der Ortskommandatur schon mehrfach gesagt. Der Soldat erwiderte, er habe seinen Befehl und müsse in ausführen, er könne nicht s anderes tun als den Vorfall melden.

Die Persönlichkeit dieses Mannes scheint nicht die Reife zu besitzen, die die Fülle der in seinen Händen vereinigten Ämter gerade in diesem Gebiet von ihm verlangt. Es war der allgemeine Eindruck, der nicht verschweigen werden soll, dass er zu den Naturen gehört, die in solchen Stellungen das maß verlieren und sich der Figur des Potentaten nähern.

[Aber diese Leute hätten sich immer noch mehr gegen die "Reichsgermanen" zur Wehr setzen müssen. Und so etwas machte sich auch in der LM Arbeit bemerkbar. Henatsch oder Modrow sprach in den fünfziger Jahren von einem unsichtbaren Band, was diese Leute verbindet. Noch differenzieren]

der mit nationalsozialistischer Führung nichts zu tun hat. Im Vergleich zu den Schwierigkeiten, die die Kommission in den kriegszerstörten Aufbaugebieten feststellen musste, wirkte die Großzügigkeit und Unbekümmertheit, mit der der Kreisleiter seine Privatwohnung ausbaut; ein großes Haus mit einer Flucht von Zimmern ist völlig neu gestaltet worden. An dem Ausbau einer großen Gartenanlage um das Haus wurde von zahlreichen Arbeitskräften intensiv gearbeitet. In den Rückgebäuden befinden sich Stallungen für Reitpferde mit dem entsprechenden Zubehör, alles aufs beste eingerichtet, das Ganze einen sehr schöne und in dieser kulturlosen Gegend auch beispielgebend wirkende Anlage. Es mag gewiss richtig sein, wie der Kreisbauernführer sagte, dass er seiner Familie nur unter diesen Verhältnissen zumuten könne, hierher zu ziehen; wenn man jedoch berücksichtigt, dass jetzt das deutsche Volk im Kriege steht und der Kreisbauernführer und Landrat als junger Mann im besten wehrfähigen Alter ist, dann glaubt man, ihm auch zumuten zu können, während der Kriegszeit getrennt von seiner Familie zu leben.

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