Die Sowjetunion verlangt Abtretung Bessarabiens und des Buchenlandes von Rumänien. Ende Juni 1940 erfolgt die Besetzung Bessarabiens durch die Sowjetunion Am 5. September 40 meldet der Rundfunk in Bessarabien über das deutsch sowjetische Abkommen. Dann kam die so genannte Umsiedlung unter dem Slogan " Heim ins Reich" Ende Oktober hatte die gesamte Volksgruppe etwa 90.000 Personen das Gebiet verlassen. Was hatte aber ein Kreisbauernführer in Westpreussen damit zu tun?
Heute ist der erste Tag mit Rauhreif,
Ich trage über die Bessarabischen Bauern im Reichsgau Danzig Westpreussen vor. Den Text können Sie mit Bildern auf meine homepage nachlesen. Glücklicherweise hat meine Kollegin Ute Schmidt gerade ein dickes Buch zum Thema Die Deutschen aus Bessarabien veröffentlicht. Das Buch ist also gerade zur Buchmesse erschienen. Glücklicherweise lässt sie für unser Thema heute Abend eine Lücke.
Sie ist eine waschechte Bessarabierin und sagte mir am Telefon, dass sie hoffe und wünsche, dass der Leser dieses während der Lektüre errate.
Ich bin da anders und vertraue nicht auf Ihre werte Intuition. Deshalb mache ich im Sinne von Nicolas Bergs Buch über die westdeutschen Historiker lieber eine paar Bemerkungen , von welchen Sie dann gern auf meine Voreingenommenheit schließen dürfen.
Mein Großvater mütterlicherseits war Kreisbauernführer im Kreis Graudenz im damaligen Reichsgau Danzig Westpreussen. Meine Mutter flüchtete mit sechzehn aus dem ehemaligen Freistaatgebiet. Mein Großonkel väterlicherseits war Oberster Polizei und SS Führer von Frankreich. vorher Höherer Polizei- und SS-Führer in Radom.
Es ist und bleibt eine Herausforderung für mich, zu dieser Familie zu gehören. Aber meine Fragestellungen sind dennoch :
Kann man durch das "Heim ins Reich"-Thema kombiniert mit agrarspezifischen Forschungen einen leichteren Zugang zu EU-agrarpolitischen Themen öffnen? Ich möchte informieren, Wissen verbreiten und eine internationale Bewußtheit fördern.
Meine Großtante war Leiterin der Krankenhausfürsorge in Hamburg. Sie hat sicherlich nicht den Generalplan Ost entworfen,. Aber mein Großvater war - wie auch der Großonkel - sehr nahe am Geschehen. 1940
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Die Kreise des Reichsgaus Danzig Westpreussen. Aus: Wbl. DW 42
Aus den Wochenblättern der Landesbauernschaften ist einiges von seiner Tätigkeit zu erschließen, manches nur indirekt.(Bezug Namensänderung)
"Es folgt Fritz Schroeder Eichwalde mit der eleganten Schimmelstute Hildegunde Dieser Züchter führt die alte Zucht seines Vaters Max Schroeder mit Passion und Verständnis weiter und hat bereits schöne Erfolge zu verzeichnen." 3
Das lese ich mit Stolz
Nur die Schreibweise unseres Familiennamens irritiert mich. In den Akten des Berlin Document Centers finde ich die Lösung. Eine Namensänderung war vorgesehen - - von Schroedter in Schröder. Aus scheint’s unerfindlichen Gründen.
Der Landesbauernführer, Dienstherr von ca 26 Kreisbauernführern des Reichsgaus Danzig Westpreussen brachte es von Rettelsky, über Retelsburg zu Rethel. Das irritiert nun wieder nicht. Polnisch klingende Namen wurden vielfach abgeändert.
Als Kreisbauernführer wohnte mein Großvater ohne Familie auf seinem Treuhand-Gut Tarpen, einem ehemaligen polnischen Staatsgut; das Gut diente auch "zu Repräsentationszwecken". Seine Kinder( Jg. 27 und 29) und Nichten und Neffen kamen in den Ferien 1940 auf Besuch. Ein Sohn kam noch 194o zur Welt. Den Hof zuhause in Eichwalde, ehemals auf dem Gebiet des Freistaates Danzig bewirtschaftete sein Vater.
Ich erfuhr vieles nicht innerhalb meiner Familie, obwohl ich doch nach vielem fragte. So auch nach den Bessarabiern.
Als ich von meinem westpreussischen Onkel in einem ganz bemerkenswerten Tonfall am Telefon hörte, daß "wir" die Bessarabier "arabische Bestien"" nannten, na da bleibt einem ja wohl die Spucke weg. Denn das war sicher nicht die offizielle Sichtweise? Damals und auch heute?
Hier berühren wir die Stereotypen Debatte, die sich in den letzten Jahren u.a. schon auf die Wolhynier bezog.
Offizielle Sichtweise ? Ich muß zugeben, daß es für mich persönlich nie eine offizielle Sichtweise geben wird. Denn wenn ich diese Geschehnisse erfassen will, kommen mir die Tränen und ich kann weder die Sichtweise der heutigen noch der damaligen Mitmenschen nachvollziehen. Denn weinend denkt man nicht. Deshalb halte ich eine ergänzende, kreative, nicht-verstandsmäßige Herangehensweise an das Thema für sinnvoll. In dem Sinne wie Gerhard Richter es als deutscher Vertreter der Popart getan hat . Ich werde einige Passagen, d.h. Listen in der Form der Litanei zitieren.. Damit lassen sich eventuell die Gefühle in einem abgegrenzten Bereich halten.
Die emotional agressive Antwort meines Onkels entspricht übrigens nach meiner Auffassung der Methode des Volkskundlers Alfred Cammann von 1961, der sagte: "Das Ausloten von Tiefen und Untiefen des Volkstums, seiner Geistes und Gemütslage geschieht am zuverlässigsten durch gesprächsweise geäußerte Reizfragen und das Festhalten der Reaktion in spontanen Äußerungen des Gefühls, einer Stimmung, einer unmittelbaren Antwort auf Lebensfragen" Die arabischen Bestien entsprechen also der typischen Ansicht des Westpreussischen Menschen?Aber man kann das Thema auch in schriftlichen Quellen zu erfassen suchen. Der Westpreusse mit dem Bessarabier und umgekehrt
.Ergiebige Quellen zum Thema "Heim ins Reich", Reichsnährstand,Landwirtschaft und Propaganda findet man in der Biologischen Bundesanstalt in Berlin-Dahlem, wo auf dem Dachboden alles vorhanden ist an Wochenblättern der Landesbauernschaften, u.a auch die Ausgaben aus Niedersachsen, Schleswig Holstein und so weiter. Die Redaktionen waren natürlich aus sachlichen Gründen unabhängig voneinander was sich z.B. sogar im Layout bemerkbar macht. Die Niedersachsen bevorzugen noch das moderne Gesicht der Zwanziger Jahre. Danzig Westpreussen kann man sich aus Bonn und Kiel per Fernleihe in jede Berliner Stadtbibliothek bestellen. Chefredakteur war Olaf Krüger, damals sagte man Hauptschriftleiter.
Landesbauernschaft würde heute der Landwirtschaftskammer entsprechen.
Voraussetzungen zur Lage der Landwirtschaft in Ostdeutschland um 1940.
Mitteleuropa hatte den Übergang zu Industrie und Welthandel in der Landwirtschaft hinter sich. Es gab nicht mehr sozial harmonistisch autoritären Patriachalismus. Deshalb war die Bauernschaft besonders jenseits der Elbe seit Jahren desorientiert. Im großen Werder gab es noch eine ausgesprochene Klassengesellschaft, wie ich mir auf unserem Heimatkreistreffen dies Jahr üebrzeugend habe darlegen lassen.
Graudenz Gewächshäuser. August 2000
Das Gut Tarpen (Tarpno) bei Graudenz heuteim Bereich Niedersachsen hat Beatrix Herlemann agrarhistorisch über den Reichsnährstand geforscht und veröffentlicht. Für Westpreussen gibt es in dieser Hinsicht so gut wie nichts.
Es fehlen für die Zeit des Krieges im Reichsgau Danzig Westpreussen agrarhistorische Untersuchungen auf der mikrohistorischen Ebene. Ute Schmidt hat schon vor Jahren einige Aufsätze über die Bessarabier geschrieben, umging in ihren Arbeiten aber den landwirtschaftlichen Aspekt dieser Zeit und widmete sich eher der Integration ihrer Landsleute in die Nachkriegsgesellschaft. Sie veröffentlichte gerade jetzt ein neues Buch, auf das ich anfangs besonders hingewiesen habe. Ich zitiere sie:
"Die Verarbeitung der Eindrücke in dieser, (1940 bis 1945, D.G.) Phase und die Frage nach ihren politischen, psychologischen Auswirkungen sowie sozialkulturellen Auswirkungen für die Nachkriegszeit ist (auch für andere betroffenen Flüchtlingsgruppen) bisher kaum untersucht worden" Eine extreme Anpassungsleistung konstatiert Ute Schmidt für die Bessarabier der Nachkriegszeit.4Ich glaube, die extremste Anpassungsleistung lag schon seit 1941 vor.
Die von Ute Schmidt konstatierte Forschungslücke ist meiner Meinung nach politisch bedingt, der Opfer-Täter Rahmen funktioniert nicht so geölt. Hypothese : Die Wortführer der Betroffenengruppen, Opfergruppen, Landsmannschaften - - Die Bessarabier haben übrigens genau wie die Westpreussen eine eigene Landsmannschaft - also -- diese Gruppen wollten ein bestimmtes Bild zeithistorisch malen. Ich persönlich nahm anfangs an, daß der christliche Glaube pietistischer Ausrichtung bei den Bessarabiern in ihrem widerständigen Verhalten eine große Rolle spielte. Daß es nicht so viele bleibend Traumatisierte gab, weil sie in Liebe weitergelebt haben. Und es scheint tatsächlich Unterschiede in der Landsmannschaftlichen Verarbeitung zu den Schlesiern und andern zu geben. Vergleichende Untersuchungen mit den wolhyniendeutschen und anderen "Heim in Reich"-Geholten fehlen allerdings.
Wie denken eigentlich heute Bessarabier über Polen beziehungsweise westpreussische Bauern über polnische Bauern?
Anmerkung: Zu Herzen gehende Reiseberichte ------ Nummer eins und, Nummer zwei, Nummer drei und Nummer vier ----- kann man in den "Bessarabischen Heimatbriefen" lesenUte Remus, Redakteurin beim WDR und weder Westpreussin noch Polin hat kürzlich ein preisgekröntes Hörspiel über ihre Familie geschrieben. Der Vater war Kreislandwirt6 im Kreis Leipe, Reichsgau Danzig Westpreussen. ("Himmelskind")
Hier sollte eine Tagung helfen, die Zeitzeugen und Wissenschaftler der unterschiedlichen Nationen bzw. aus den beteiligten Staaten zusammenführt.7 Für die Identitätsfindung der jungen Generation kann das ungeahnte Effekte haben. Es gab eine erfolgreiche Tagung für die DeutschBalten im Warthegau. 1999 in der Ostseeakademie
Zur Anregung des Gedächtnisses existieren empehlenswerte Materialien
Die Wochenblätter der Landesbauernschaft Danzig Westpreussen und Wartheland ermöglichen eine Annäherung an die Täter, von Zeithistorikern meist Praktiker genannt im Agrarbereich auf der mittleren Funktionärsebene. Kreisbauernführer Bezirksbauernführer Ortsbauernführer Wirtschaftsberater und so fort.
Unterschiedlich waren wie schon erwähnt die Redaktionen in den verschiedenen Gauen, so auch im Wartheland und Danzig Westpreussen .Auch in der Diktion:.Das Wartheland mit vielen Ausstellungen und den Rundfunkmöglichkeiten der Landesbauernschaft. "Landvolk vorm Mikrophon" sind in Deutschen Rundfunkarchiv teilweise erhalten.
DasWartheland war von den Machthabern als Schmelztiegel konzipiert Abbildungen der entsprechenden Ausstellungstafeln sind im Wochenblatt erhalten. .Danzig-Westpreussen macht dagegen einen gediegenen, nicht so fanatischen Eindruck
Wie schon erwähnt: Die Sowjetunion verlangte ultimativ Abtretung Bessarabiens und der Bukowina von Rumänien innerhalb von vier Tagen am 26. 6 40
Am 5. September meldete der Rundfunk in Bessarabien über das deutsch sowjetische Abkommen.
Das wurde ebenso zum Beispiel in der Deutschen Rundschau, der in Bromberg erscheinenden Tageszeitung sofort den Westpreussen bekannt gemacht.Am 7./8. 9.40 heißt es dort: Über 100.000 Volksdeutsche kehren heim ins Reich. Deutsch/russische Umsiedlungsabkommen für Bessarabien und die nördliche Bukowina
Die Organisatoren in Bessarabien gehörten der SS an und waren der Volksdeutschen Mittelstelle angegliedert, Emil Fischer vom Umsiedlungsstab war Bessarabier, und damit sicherlich eine Person des Vertrauens.
Zwanzig Jahre später resümieren die nach Westdeutschland vertriebenen mit klarem Blick: Die Nicht-Bessarabier wunderten sich über die Fröhlichkeit mit der die Bessarabier treckten. Diese tanzten am Abend Krakowiak, Kasatschok und Walzer, obwohl sie daneben genau wahrnahmen, dass die Eisenbahnzüge und Straßen der Moldau überfüllt waren mit polnischer Intelligenz 8 Dann wurden sie für lange Monate in Lagern untergebracht. Und die Bessarabier hätten es der polnischen Intelligenz am liebsten gleichgetan denn als gläubige Christen mussten sie sich anhören: " Nun wollen wir einmal sehen, was ihr Jesus für sie tun kann, hier sind wir Jesus (S. 86)
In Troppau zum Beispiel in Österreich im Umsiedlerlager gab es den weiteren Vorgeschmack auf "Das Reich Hitlers". Die Lagerführung - veranstaltete politische Schulung; die politische Aufklärung machten Parteigenossen der Umgebung, die damals üblichen Themen gipfelten in der Verherrlichung des NS Regimes. Es gab eine Lager SA. Die nun "Umsiedler" Genannten sollten eintreten. Es gab NS Feiern, Heldengedenktag und Tag der Frau. Dann - Einteilung in A und O Fälle und Transporte zur Ansiedlung ("Altreich" und "Ost Fälle").Einige wurden wie die Familie unseres Bundespräsidenten in spe Horst Köhler als Wehrbauern im Raum Zamosc angesiedelt und mußten in dauernder Todesgefahr leben wie in den Jahrbüchern der Landsmannschaft z.B. von David Aippersbach eindrücklich beschrieben. Die Ansiedlung wurde für das Frühjahr 1941 geplant. Sehr viele der dort Lebenden hatten noch nie was von Bessarabien gehört. Bessaraber( Bessere Araber?) Umlernen war angesagt. Alles ! war anders. Im März kamen die Einbürgerungskommissionen in’s Lager. Der Einbürgerungsakt wurde während einer Feierstunde vollzogen.
Umsiedlerpapiere .
In Erinnerungsberichten der Bessarabischen Heimatkalender kann man nachlesen: In Sorge war man um die Feldbestellung gewesen, die leichten sandigen Böden unterschieden sich von den Steppenböden der Heimat. Hier wurden Getreide Kartoffeln und auch Zuckerrüben angebaut. Man vermißte Paprika, Melonen und Wein. Samen hatte man in weiser Voraussicht mitgebracht. Die Saat gedieh auch ein Jahr später. Mit den Wein(stöcken ) experimentierten die bessarabischen Bauern.
Aus: Pampuch, Andreas: Heimkehr der Bessarabiendeutschen. 1942
Überraschend finden sich Hinweise auf den Anbau von Hirse, Paprika Auberginen, Wein sowie Karakul-Schafzucht für 1943 im Inhaltsverzeichnis der Umsiedlerbeilage"Auf Deutscher Scholle", die dem Wochenblatt der Landesbauernschaft drei Jahre lang beigegeben war.
In dieser Beilage wurde das Leben die neue Lebenslage umfassend kommentiertDie Bauern fühlten sich angeblich zuerst wieder so recht als Kolonisten. Aber dann mußten die Männer bald zum Kriegsdienst die Erträge durften trotzdem nicht zurückgehen und es existierte ein Ablieferungssoll
Schlüsselerlebnisse der Ansiedlung hielt Fred Michelsohn in seinem unveröffentlichter Roman. "Wandlungen" fest. Den Tag der Ansiedlung beschreibt er in einem Wunsch- und Schreckensbild. "Die bessarabischen Männer interessieren sich für das Land. Sie schauen aus dem Zugfenster. Ihre Gefühle betreffen zunächst die Einschätzung der Anforderungen. Sie spüren schon die neuen Anforderungen." Bei Beginn des Tages der Reise an den neuen Bestimmungsort war die freudige Erregung mit Weihnachten zu vergleichen, dann wich diese Stimmung aber einer Bedrückung. Vom Bahnhof wurden sie mit Fuhrwerken von Polen abgeholt. Eine Verständigung war deshalb unmöglich. Zuerst kam der Nachbar zur Einweisung, der hatte schon das Vieh gefüttert: "Morgen früh kommt der Ortsbauernführer". Doch in der Küche standen die Kochtöpfe auf dem Herd und auf dem Tisch lag ein angeschnittenes Brot. Die Betten waren ungemacht, die Kleiderschränke leer Ein Buch von Mickiewicz in Goldschnitt lag aufgeschlagen. Die bessarabiendeutsche Ehefrau entscheidet, daß man sich nicht in die Betten legte, sondern auf dem Fußboden schlief. Der Ehemann denkt die ganze Zeit an seinen Hof in der Heimat. Wo ist Otto Schleicher jetzt, denkt er, der mein Nachbar hier werden sollte. "Und er beschließt, die Nacht hindurch zu wachen" Er stellt sich wütende Menschen vor, die an das Fenster klopfen..
Der Ortsbauernführer kommt dann morgens, um ihm seinen neuen Besitz zu zeigen und zu beraten. Er rät, wenn einer von den vertriebenen Polen sich wieder melden sollte, ihn als Arbeiter zu nehmen und als Knecht einzustellen. Der bessarabische Betriebsführer selber war somit jetzt der pan, lehnte aber die angebotenen Handküsse ab. Die Gespräche liefen von gleich zu gleich. Das vermerkten die Polen. Der beschriebene Pole war eifrig und je gefährlicher das "den Staat beschummeln" war, je besser gefiel es ihm.
Das Wochenblatt bringt ganz andere Titelfotos:
Unterschrift "Deutsche aus Bessarabien kehren heim ins Reich" Zwei Frauen und eine Rotkreuzschwester sind abgebildet "Treue Liebe umsorgt die Heimkehrer", heißt eine weitere die Bildunterschrift euphemistisch. "Bessarabiendeutsche Bauern im Reichsgau DW. empfangen ihre Umsiedlungspapiere" heißt ein Foto im Innenteil und sie werden auch abgebildet.
In einem weiteren Artikel der Redaktion heißt es aus der Sicht von NS-Propagandisten mitfühlend: "Nie verlöschender Eindruck, den wir als Pressevertreter in Litzmannstadt hatten . Vieles mußten sie zurücklassen ... durch Umsiedlerlager in Schlesien und Sudetengau sind sie schon gekommen und man führte sie zu dem schon erwähnten Durchschleusungslager von Litzmannstadt. Viele persönliche Opfer wurden hier gebracht, berechtigte Wünsche im Interesse der Allgemeinheit gern zurückgestellt.. Ankunft Litzmannstadt... Die Alten Kranken und Kinder wurden besonders in Obhut genommen - dann Vomi - dort Einteilung in Bauer und Nichtbauer - das Lager Tuschiner Wald, das eine ehemalige jüdische Wochenendkolonie war. Da waren schon andere Bessarabier, viele fanden sich wieder. Dann fuhren die Presseleute mit im Zug und sprachen mit den Bessarabiern und erzählten ihnen vom polnischen Kampf Dann Briesen mit Begrüßung durch den Kreisleiter - dann von den Nachbarn auf die Höfe abgeholt, dort dampfte schon warmes Essen auf dem Tisch.
Die Deutsche Rundschau Bromberg:berichtet am 1./2. März 1941 Die ersten Bessarabiendeutschen in Danzig-Westpreussen in einem ganzseitigen Artikel mit einem Foto von LKW und Männer mit Koffern.
(Artikel ist von Karl Baedeker)Aus der Gemeinschaftslagern bei Litzmannstadt auf die Höfe in Briesen und Strasburg [die Redaktion hatte schon früher aus den Lagern berichtet.]. 4 Monate in bayrischen Lagern. Die Lodscher Textiljuden – Tuschin – sind jetzt im Ghetto Der sehnlichste Wunsch der Bessarabier ist eszusammenzubleiben Sie treffen sich aber nur für kurze Zeit wieder zusammen.In dieser Freude sind sie keineswegs redselig" In einem besonders mitgeführten Güterwagen hat der große Übertragungswagen des Reichssenders Danzig Platz gefunden und hier sitzen die Männer der Technik an ihren Geräten, während der Sprecher des Reichssenders von Abteil zu Abteil geht und mit seinem Mikrophon die Eindrücke von dieser Reise zur neuen Heimat auf die Schallplatte bannt[…] ! die kleine blonde Karin singt mit uns ein Liedchen ihrer alten Heimat[..]Briesen Bhf Begrüßung durch Kreisleiter Pg. Busse [dann zum] Schloss Wittenburg, wo die Kinder noch einen entzückenden kleinen Kindergarten vorfinden.[alles VoMi organisiert] Die Höfe wurden von Nachbarn mit ihren Familien gesäubert und vorbereitet. saubere Küchen ein Huhn schmort im Topf frisch bezogene Betten.
In New York, beeindruckt von der Schönheit dieser Stadt, liest sich das Schreckliche ergreifend, zum Beispiel im Lesesaal der Zentralen Öffentlichen Bibliothek. Ich lese in einem aktuellen Buch über die Immigranten der Vereinigten Staaten unter dem Stichwort Polen. The Nazis used Poland as a killing ground to subdue and eradicate Polish Culture by executing its intellectuals and nobles and to "settle" the jewish question once and for all by exterminating the jews of Europe.
Die Bessarabier sollten sich wie die Balten Wolhynier und Buchenlanddeutschen mit den Westpreussen mischen, auch in der Esskultur:
Frühstück war in den Jahren nach der Umsiedlung nicht mehr Brenn- oder Mehlsuppe, sondern Tee oder Kaffee, dazu Brot, Butter, Schafskäse, Sirup und Marmelade. Sogar als Mittagsmahlzeit war früher die Mehlspeise dem Gemüse vorgezogen worden. Es gab Strudla, Dampfnudla, Käsknöpfla, Brat- und Pellkartoffel und Kartoffelstampfer und reichlich Fleisch. Viel Wert legte man auf Hühnersuppe mit Makkaroni oder Nudeln. Aber auch Gurkensalat mit Sahne angemacht, gebratene Paprika, Tomaten und Oliven. Abendbrot bestand aus einer geschmälzten oder sauren Suppe, Wurst, Speck, Eier, Brot und Tee. Beliebt war zum Abendbrot Pfeffersauce, ein Gericht aus Paprika, Tomaten und Zwiebeln.
Damit war es nun auch aus.
Die Bessarabier konnten sich nicht richtig wehren und es kam zu verwirrenden Einzelaktionenen, die nach 1945 als Anekdoten festgehalten wurden.
"Wir suchen Deutschland, denn man hat uns in Polen angesiedelt." Das sagten die Bauern wenn sie unerlaubterweise ihre ehemaligen Nachbarn besuchten. die nicht in der nahen Dorfgemeinschaft wohnten, sondern eben schwer zu erreichen waren.
Pastor Hommels Vater ist schon 72 Jahre alt, und obwohl die Felder auf seinem westpreussischen Hof alle direkt am Haus liegen, möchte er doch mit dem Wasserfaß aufs Feld fahren.
Es gab auch das Brotbackproblem, .Seine Frau konnte und konnte sich nicht einleben- besonders deswegen, heißt es in wiederum in den bessarabischen Erinnerungen der sechziger Jahre. Das Brot schmeckte anders und die Backöfen waren anders Auch die (Ansiedlungs-)Betreuerinnen mochten sie nicht. Sie sagten: Wir haben unter Russen Bulgaren und Moldawiern gelebt und sind auch Deutsche geblieben. Wie man mit den Polen umzugehen habe, braucht man uns nicht vorzuschreiben.
Diese Umsiedlungsbetreuerinnen waren teilweise Berliner Wissenschaftlerinnen. Die Frauen wirkten moralisch absolut verdorben nach den Maßstäben, die die Bessarabier gewohnt waren und die in diesem Punkt weiter für sie galten. Nachher werde ich noch auf eine dieser Umsiedlungsbetreuerinnen eingehen.
Gelegenheiten, Widerstand zu leisten, gab es sehr häufig. Manch alteingesessener Kreis bzw. Bezirksbauernführer kam mit den Bestrafungsmöglichkeiten nicht zurecht, und meldete sich selbst an die Front - als Ausweg.