Tuckum nach Riga
mit der Bahn von Tukums nach Riga um 11 Uhr. Im Abteil siehe Tagebuch.. nachmittags war ich in der Synagoge. Im Sportmuseum, Im Fotografiemuseum. Das Fotografiemuseum ist up to date. Ich vergleiche mit der National Portrait Gallery in London, wo die frühen Fotos in Vitrinen liegen, die mit Licht-Schutzhüllen bedeckt sind. Hier gibt es die Geschichte der Fotografie auf lettisch und englisch, das englisch wirkt perfekt übersetzt. Visitkartenformat Reifröcke Leporellos Plattenkameras - Ferrotypien wie unser kleines verlorenes Medaillon und andere Formate; wurde american fast photography genannt und exisierte hier in Riga bis 1908. Ambrotypien weiß gehöht 1850 bis 1860 in Originalrahmen Daguerrotypien zeigen acht Stück z.B. Baronin von Ungern Sternberg. Alle Entwicklungs und Stilstufen der Fotografie unseres Jahrhunderts. Soldatenfotos. In den zwanziger Jahren Ballfotos und Starfototyp. Sehr schöne Bauernfotos, aber nicht rassisch aufgefaßt. Eine Serie von Fotos zum Bauernleben ist im historischen Museum in Riga ausgestellt.
Ich erinnere mich an meine Hitlerfotos. Es gibt das National oral History Project
Benita 11 Jahre malt alles ab wie Halina Birenbaum Theresienstadt Kinder Anne Frank auch Paradiesstraßnenbeginn.
Benita Plezere Eglite
People's Archive of the Institute of Philosophy an Sociology of Latvian Academy of Science 1996
Lese noch im Nationalbibliothek
Das baltische Herrenhaus von Heinz Pirang 3 Bde Verlag Jonck und Poliewsky Riga 1928 als Nachdruck 50er Jahre
z.B. Wandsen Kurländisches Kavaliershaus
(Revolutioansarchitektur
Hasenpoth lett: Aisputes macitaja
um 11 30 gehe ich zu Edgars Kariks
mit dem ich ein längeres Gepräch führe. Er spricht sehr schnell, zuerst thematisiert er von sich aus die langsam mahlenden Mühlen der Rigaer Bürokratie, er jammert über fehlende Telefonanschlüsse ihr Büro hätte die Räumlichkeiten verändert. Sie arbeiten jetzt im Nebenraum. Der kleine Raum vorn ist als Empfangsraum hergerichtet. Valters hat noch keinen Telefonanschuß an seinem Schreibtisch. Ich höre fromm zu. Valters käme morgen auf ein paar Stunden ins Büro, aber ich insistiere daß ich ruhig mit ihm sprechen wolle. Er geht über auf den Nationalismus der Letten dem er zu begegnen versucht, indem er auf seine Forschungen und Kenntnisse der australischen Aborigines verweist, deren Lieder 40.000 Jahre alt seien und nicht erst 150 Jahre wie die der Letten.
Von der Geburt seiner Tochter erzählt er ausführlich auf meine Frage hin. Romanowska was the midwife. Dr. Blau was the head of the Department then. His wife had a private suite. Swiss government donated the equipment for the intensive care. Seine Tochter verbrachte ihre ersten 10 Lebenstage im Incubator. Sie heißt Anna Elsa Mädchen sind nicht so willkommen wie Jungen hier.Edgars ist in Neuguinea geboren unter weitaus primitiveren Umständen als seine Frau, die aus Bauska kommt. Er ist Australier, aber mit lettischen Eltern. Er vergleicht die 40.000 Jahre alte Kultur der Aborigines mit der der Letten, die er sehr in Frage stellt. Letten seien uninformiert und es gäbe keine Intellektuellen hier. Das letztere fragte ich noch mal extra nach. Also habe ich eigentlich auch das hier abgegrast. Er schildert die Umstände der Geburt seiner Tochter Anna Elsa von Born free Ein Löwe hieß Elsa. Sie waren Privatpatienten in der Rigaer Klinik Nach der Zeit im Brutkasten wurde ihm seine Tochter gebracht. Sie sah noch schlecht aus, und er monierte das, da hätte der Arzt gesagt, daß das normal sei nach so einer schweren Geburt und sagte noch irgend etwas abfälliges. Im ersten Stock seien die Gebärenden ohne Versicherung untergebracht. Baltic Times hätten sehr nachgelassen, liest er gar nicht mehr. Vor einigen Jahren waren sie noch gut.
Gestern mit Corinna (Norderney) die Heimatmentalität wieder erlebt. Nicht zupackend, nicht nüchtern. Gefühlsunsicher, ziemlich unherzlich
Heute morgen dafür Edgars, der nach fünf Minuten alles auspackte,was er sich so dachte. und sich doch vollständig verstanden fühlte. Dann Mara und Rudita, sehr nett, höflich, bemüht freundlich. Offen. Dann im Hospital auch freundlich entgegenkommende Menschen. Dann auf dem Rückweg mit dem Rad Rainer getroffen, ein flüchtender Berliner, der sehr animiert aber auch wohl zweifelnd auf meine ausgesprochene Lebhaftigkeit reagierte, die ich an den Tag legte. Zeltet als Selbstversorger. In Sibirien seien die Leute glücklich gewesen teilweise. Er erzwingt das einfache Leben. Er sieht die gute Arbeit der Häuserbauer, hat aber keinen besonders hohes Bildunsniveau. Günther ist doch mein wunderbares Gegenüber. Mit ihm fahre ich zum Hotel und hole meinen Radführer, um ihm die Reparaturwerkstatt rauszusuchen. Ich schließe mich ihm an, und wir fahren gemeinsam zur Werkstatt kurz über die Brücke. Dann stehen wir und warten bis die Reparatur erledigt ist. Das kostet unseren Freund über 100 Mark und den automatischen Kettenöler hat der Mechniker weggeworfen. Wir fahren noch zum Arkadija Park, wo ich ja Ingrida aufsuchen wollte. Dieser Park wird im Führer 99 als einer der schönsten Parks Rigas beschrieben. Ich fand ihn schäbig und ein zahnloser Hippie teilte mir mit, daß Ingrida in Kazdanga sei. Und er belud seinen VW Bus mit den Utensilien der Alternativszenekünstler. Ich hatte ein Café erwartet, um mit Reiner noch unser Pläuschchen fortzusetzen, aber passenderweise war da nur ein Kiosk, an dem ich ein Bier und Reiner in nullkommanix zwei Flaschen Bier trank. Unaufgefordert beruhigte er mich. Er wüßte wieviel er tränke. Dann entschloß er sich, einen kurzen Abschied zu wagen, fuhr mit dem Rad zu seinem Zeltplatz im hinteren Jurmala. Ich zack nach Hause.