Brief von Familie Krajewski an Susanna Schroedter.
Marienburg 20. März 1949

Marienburg 20.3.1949
Werte Frau Schroedter!
Ihren Brief vom 24. 2. erhalten, und will denselben auch gleich beantworten. Haben uns sehr gefreut, etwas von ihnen zu hören; daß Butz ein großer Junge ist glaube ich schon, er war ja hier schon recht nett, und jetzt noch vier Jahre dazu, kann er sich an zu Hause noch etwas erinnern? Es wird hier sehr viel gesprochen, daß jeder in seine Heimat zurück soll, wann, das weiß man nicht, aber es wäre ja zu wünschen, aber finden tut hier keiner etwas, nichts, aber auch rein garnichts, außer den Gebäuden wo die stehen, und das Land und das ist auch versaut, auf Jahre hinaus, aber trotzdem ist man in der Heimat. Und geht es so einigermaßen, nicht gut, auch nicht schlecht, aber so richtig wohl fühlt man sich nicht, und hätten wir gewußt, wo unsere Junges sind, wären wir heute auch nicht hier. Das Leben ist hier so wie auch anders wo, zu kaufen gibt es alles, was man sich nur denken kann, aber alles sehr teuer, fehlt nur viel Geld. Ich arbeite an der Bahn, am 1.5. werden es drei Jahre, wo ich da beschäftigt bin, habe es ganz gut, aber man muß sich eben einrichten. Die Straße, wo wir wohnen, hieß früher Goldener Ring, es sind in der Straße viele Häuser kaputt, ausgebrannt, wo nur die Mauern stehen, und von der Wohnung von Frau Kopper wissen wir nichts, wir wissen nicht mehr, wo die gewohnt hat, das ist uns schon alles vergessen. Von dem Hof kann ich auch nicht viel schreiben, was das Gebäude anbetrifft, ist ja alles in Ordnung, und was so an Kleinigkeiten gefehlt hat, soll wohl alles ausgebesserte sein, weil da vorigen Herbst ein Staatsgut eingerichtet ist. Der Verwalter, der da ist, soll wohl früher mal bei Herrn Tornier in Trampenau gewesen sein. Wenn Ostern schönes Wetter ist, und wir gesund sind, werden wir herüber gehen und uns alles ein bischen ansehen, vielleicht hört man was neues, und wir schreiben im nächsten Brief davon. Daß unser Herr tot sein soll, hören wir zum ersten Mal, es ist uns so, als wenn es garnicht möglich ist, und glauben daran noch nicht. Daß der alte Herr tot ist, da haben uns auch Hiepels geschrieben, und von Herrn Kopper und der alten Frau wußten wir auch nicht. Was hat uns der Krieg bloß für Kummer und Elend gebracht, jeder hat sein Teil zu tragen, einer wenig, der andere mehr, wann wird es mal anders werden? In der Hoffnung, daß unsere Zeilen Sie bei der besten Gesundheit antreffen mögen, wie Sie uns verlassen
Grüßt herzlich
Familie Krajewski
Zu schreiben wäre noch so manches, aber man kann nicht, wie man möchte.
Auf Wiedersehen!
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